Sollten wir nicht alle auch darauf achten, unser digitales Leben möglichst umweltfreundlich zu gestalten? Also stets abwägen, ob es den Griff zum Smartphone, das Scrollen im Feed, das Teilen von Fotos, die Anfrage bei ChatGPT, die Suche bei Google, das Doomscrolling von Reels wirklich braucht? Ich habe das Gefühl, dass Umweltbewusstein im analogen Leben mittlerweile total Konsens ist. Zumindest fällt gegenteiliges Verhalten negativ auf, wird zuweilen sogar gesellschaftlich geächtet. Im Digitalen aber gibt es diese Form der Reflektion bislang nicht. Auch hier sollte ein Umdenken her.

Okay, I did it. Persönlicher Instagram- und Threads-Account ist deaktiviert. Wenn ich irgendwann Superstar bin und mein Agent mir sagt, ich müsste unbedingt auch auf Insta sein wegen der Fans und so, dann kann ich das Konto ja reaktivieren. Reels in peace.

Seit Jahren denke ich darüber nach, ob “die Medien” wirklich noch der richtige Job für mich sind. Ganz ehrlich: Die Faszination, seine Gedanken einfach teilen zu können, zu schauen, ob es mit anderen etwas macht, sich etwas entwickelt, Dritte zu inspirieren, durch Feedback zu lernen - es gibt am Ende nichts Schöneres.

Blog(s), Newsletter und YouTube. Das wäre eigentlich mein Traum-Setup. Dann könnte ich auf meinem persönlichen Blog Dinge festhalten, die mich aktuell beschäftigen, socialmediawatchblog.de wäre in Form von Newsletter und Blog meine Arbeit, in meinem persönlichen Newsletter schreibe ich einmal die Woche unabhängig von Algorithmen meinen lieben Subs und auf YouTube würde ich einfach hier und da mal ein Filmchen machen. Mal kurz, mal lang.

Aber ich traue mich einfach nicht, Instagram, Threads und LinkedIn zu löschen. Why?! Twitter habe ich doch auch einfach gelöscht. Dabei war Twitter für meinen Job wirklich wichtig… Oder einfach lassen und nicht weiter nutzen? Puh, irgendwas stresst mich dann trotzdem. Kurz mal gucken. Doch mal kurz was posten. Gnarf.

Update: I did it :)

"TikTok’s own research states that “compulsive usage correlates with a slew of negative mental health effects like loss of analytical skills, memory formation, contextual thinking, conversational depth, empathy, and increased anxiety,” according to the suit."
When I was still promoting my published writings, I remember often — quite often — getting replies or quote-tweets from people who had no idea what I was saying but wanted to comment on it in a way that corroborated or reinforced their sense of themselves, their social self-presentation, a social self-presentation that typically took the form of performative partisan self-righteousness. Most of them hadn’t read my work, of course; they had only seen a tweet (by me or by someone else) about something I had published. But even when they read it they didn’t understand: my ideas came from a place so distant from their intellectual and personal formation that those ideas were unintelligible to them. But still they commented.

Alan Jacobs darüber, warum es manchmal besser sein kann, weniger Menschen zu erreichen: Pos, Not Posse

Habe gerade festgestellt, dass man seine Instagram-Reels samt Musik und ohne Branding super easy herunterladen kann. Einfach das Archiv bei Kontenübersicht anfordern und Zack: alle Videos da - um sie etwa bei YouTube Shorts hochzuladen. Sieht dann so aus: youtube.com/@martinfehrensen 🚴🏻

Waldbaden.

Ich beobachte einen neuen Trend beim DJing: Es geht nicht mehr nur darum, in möglichst coolen Clubs zu spielen. Es geht jetzt auch darum, bei möglichst nicen YouTube-Kanälen aufzulegen - etwa bei My Analog Journal, The Moment, Yoyaku Record Store oder The Lot Radio.

In unserem gestrigen Briefing beim Social Media Watchblog haben wir uns angeschaut, warum Meta politischen Inhalten auf Instagram und Facebook immer weniger Sichtbarkeit gibt. Simon schreibt:

Vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, dass Facebook, Instagram und Threads keine politischen Plattformen sein wollen. In einer Zeit, in der fast jedes Thema politisch aufgeladen ist, tun Orte ganz gut, an denen Politik nur eine Nebenrolle spielt.

Alex Kantrowitz sieht das ähnlich. In seinem Newsletter Big Technology heißt es:

Social media feeds — driven by the outrageous, shocking, and bizarre — simply don’t mesh with the serious business of politics. The original dream that people would build empathy by engaging with political opponents on social media is dead. Realizing the mistake, Meta is out, becoming the first leading social media platform to disengage with politics. It’s a healthy move, and will only benefit society.

Makes me think: Vielleicht tatsächlich eine ganz gute Idee…

In 1984 werden die Menschen kontrolliert, indem man ihnen Schmerz zufügt. In Schöne neue Welt werden sie dadurch kontrolliert, dass man ihnen Vergnügen zufügt.

Neil Postmans Buch “Wir amüsieren uns zu Tode” könnte aktueller nicht sein. Lese es gerade wieder einmal und die Parallelen zu Instagram und TikTok sind wirklich frappierend.

Sollte ich mal einen dieser berühmten Pässe fahren, hänge ich mir auch so ein schönes Bild in die Bude.

Dave Winer bloggt seit 30 Jahren, Kottke ist seit 26 Jahren am Start. Blogs are here to last.

Überlege, ob ich 2025 bei dem einen oder anderen unsupported gravel “race” mitmachen sollte. Mir erschließt sich derzeit nur noch nicht, wofür ich dann eigentlich das Geld bezahlen soll. Damit ich mit anderen zusammen fahren kann?

"It’s exhausting. It is, at this point in my life, unsustainable. I cannot dip into the stream, even briefly, and also maintain the awareness and focus needed to do my own work, the work that is uniquely mine."

- Mandy Brown, Ex VP Product Vox Media, über Social Media (aworkinglibrary)

Dass ich bereits vor über zehn Jahren einen Newsletter aufgesetzt habe, um unabhängig von Social Media eine Leserschaft aufzubauen, war mit Blick auf den heutigen Kampf um Aufmerksamkeit die beste Idee, die ich haben konnte.

Der wunderbare Alex Sängerlaub hat mich gefragt, ob ich Teil des Zukunftsrats von futur eins sein mag. Yes, mag ich. Ich freue mich darauf, die Arbeit des Think Tanks zu begleiten und mich mit Kollegïnnen aus Wissenschaft, Journalismus, Wirtschaft, NGOs, Politik und Gesellschaft auszutauschen.

Ich bin privat gerade irgendwie ziemlich durch mit Social Media. Ich überzeuge mit meinen Takes auf Threads niemanden, nicht die AfD zu wählen. Die, die ich dort erreiche, wissen schon, dass das eine scheiß Idee ist. Gespräche bei uns vorne am Kiosk sind da die bessere Wahl. Bluesky ist noch sinnloser: Dort rühre ich in einer so linken Suppe, da gehe ich besser direkt ins Juzi und engagiere mich bei der Vokü. Mastodon? Keine Bewegung.

Instagram gleicht mittlerweile einem Kasino. Ich spiele ja auch kein Lotto. Warum sollte ich dort etwas posten? TikTok lehne ich aus politischen Gründen ab. Wer die Plattform nutzt, kann das nur tun, weil die Schwester-App Douyin in China so viel verdient. Die Zensur, die dort aber geübt wird, sollten alle aufrechten Demokraten ablehnen. Menschenrechte hören nicht an der Grenze zu China auf. Speaking of gerade machen: X ist seit der Übernahme durch Elon Musk keine Option mehr. Account ist längst gelöscht. Ein Verbleib würde die Plattform und das Agieren seines Besitzers nur legitimieren. Und LinkedIn ist und bleibt nun einmal LinkedIn.

Deine Social-Media-Erfahrung mag anders aussehen. Du magst an einem anderen Punkt stehen. Vielleicht macht dir Social derzeit Spaß. Womöglich hast du darüber einen Hebel gefunden, der dich persönlich oder beruflich weiterbringt. Fair enough.

Für mich verhält es sich mittlerweile aber so, dass mir soziale Medien gefühlt mehr schaden als nützen. Drei Beobachtungen:

1/ Soziale Medien sind für mich bei genauerer Betrachtung reine Zeitverschwendung. Klar, sie sind hier und da ganz funny. Auch schätze ich das Feedback von aufmerksamen Leserïnnen. Aber im Großen und Ganzen lenken sie mich viel zu häufig einfach nur von Dingen ab, die deutlich sinnvoller wären: Zeit mit der Familie verbringen, Bücher lesen, an die frische Luft gehen, Sport machen, die Bude auf Vordermann bringen, Musik diggen, mich in einem Ehrenamt engagieren…

2/ Soziale Medien ziehen mich viel zu häufig runter, weil irgendjema(n)nd schon wieder etwas Dummes gesagt oder gemacht hat. Weil ich von Ungerechtigkeiten erfahre, von denen ich zwar schon weiß, die ich auch aus tiefster Überzeug ablehne, mit denen ich allerdings auch nicht jede Sekunde konfrontiert werden muss, da es keinen Mehrwert hat. Die tägliche Nachrichtenflut in Zeitung und Fernsehen reicht schon komplett aus. Das muss ich nicht auch noch in den sozialen Medien doppelt und dreifach mit halbschlauen Meinungen serviert bekommen, bzw. anderen auftischen…

3/ Soziale Medien erwecken in mir Bedürfnisse, die völlig unnötig sind: Die Beförderung des Kollegen, die ich ihm eigentlich gönne, mich aber trotzdem neidisch macht (Ego is the enemy!). Der Journalisten-Preis an die Kollegin, den ich zwar für Quatsch halte, den ich aber auch gern hätte. Das neue Gravel-Bike, das ich nicht brauche, es aber schon auch ganz geil finde. Der Ort, an dem ich noch nie war, wo ich auch nicht hinreisen will, weil ich die dafür notwendige Flugreise fragwürdig finde, gleichermaßen aber denke: Ja, okay, das sieht halt schon richtig fett aus! Das Leben von Stars, das ich nie führen wollte, von dem ich dann aber trotzdem kurz denke, ah, krass, ja, was für 1 life…

Ich will das alles nicht. Was ich will und was ich liebe sind persönliche Blogs wie von Manu, YouTube-Essays, YouTube-Vlogs wie von Life of Riza oder VC Adventures, My Analog Journal, Humano Studio, Dokus, künstlerische Websites, Newsletter, Bücher, Musik, Bandcamp, Fanzines, toll produzierte Magazine (Hallo Neue Narrative!), meine taz am Wochenende, meine Signal-Gruppe mit alten Freunden…

Brauche ich die sozialen Medien privat überhaupt noch? I’m not convinced. Vorerst werde ich meine Blogposts dort noch weiter teilen. Im Sinne von POSSE: Publish (on your) own site, syndicate elsewhere. Aber Inhalte nur für eine Plattform schreiben oder produzieren? Das verkneife ich mir erstmal bis auf Weiteres.

Mind the rage: Meine Feeds sind seit Jahren voller Häme, Spott und Wut. Auch ich poste nahezu täglich Dinge, die negative Emotionen triggern. Frei nach dem Motto: Guckt mal, was der / die gemacht oder gesagt haben. Ist das nicht übel?!?!

Ich weiß gar nicht so ganz genau, warum ich das eigenltich mache. Klar, es ist Teil des Games. Alte Twitter-Schule sowieso. Und auch Journalismus ist an sich darauf gepolt, überwiegend das Negative in den Blick zu nehmen.

Aber ich habe da keinen Bock mehr drauf. Erstens, weil ich es am Ende meistens ziemlich cheap finde. Zweitens, weil ich damit auch noch den Demokratie-Feinden in die Hände spiele, die es darauf anlegen, dass sich Ärger, Unsicherheit und Verzweiflung ausbreiten. Drittens, weil ich nicht einsehe, dass die Plattformen mit dem Triggern von Rage Milliarden scheffeln.

Es gibt super viele Accounts da draußen, die damit wahnsinnig erfolgreich sind, dich aufzuregen. Ich mache da nicht mehr mit. Ich will ausgeruhte, nuancierte Beiträge und Beobachtungen festhalten. Vielleicht kannst du mit meinem Post etwas anfangen. Vielleicht auch nicht. Aber ich werde künftig nicht mehr dazu beitragen, dass dein Rage-Level peu à peu weiter ansteigt. Ich will dich nicht runterziehen. Ich will dich mit meinen Posts bereichern.

Das heißt nicht, dass ich kein Freund von Kritik und Auseinandersetzungen bin. “To hold the powerful accountable” ist der Grund, warum ich mich während meines Studiums dazu entschieden habe, Journalist zu werden. Ich liebe gute Reportagen, Bücher und Dokumentationen. Ich lese und schaue Nachrichten. Aber ich brauche diese Wut-Echokammern im Netz nicht mehr.

Bedeutet aber auch: Ich muss mir meine Feeds neu zusammenstellen. Accounts finden, die mich inspirieren, anstatt mich aufzuregen. Das Social-Media-Game neu angehen. Let`s see how that turns out. I will keep you posted.

Medien: Deutsche achten mehr auf Tierwohl. Medien in der gleichen Meldung: Der Fleischkonsum blieb unverändert. 🫠