Meine Rollen
Die Creator Economy ist ja wirklich ganz spannend: Die Idee, mit der Unterstützung von 1000 echten Fans den Lebensunterhalt zu bestreiten, löst etwas in mir aus. Keine Frage! Gleichzeitig zeigt sich, dass die Arbeit in der Creator Economy extrem viele Jobs mit sich bringt, die ich so vorher nicht selbst erledigen musste.
Da ich 2021 immer mal wieder an meine Kapazitätsgrenzen gestoßen bin, habe ich mit Blick auf mehr Selfcare im Jahr 2022 einmal alle Rollen aufgeschrieben, die ich aktuell in beruflicher Hinsicht innehaben. Vielleicht, so die Idee, lässt sich das eine oder andere abgeben, bzw. streichen, um dadurch wieder mehr Raum zu bekommen.
Folgende Rollen habe ich aktuell:
- Autor: Lesen, verstehen, sortieren, aufschreiben
- Redakteur: Briefing bauen & verteilen via Mailchimp, WordPress und Social
- Chef: Prüfen, was die Kollegïnnen brauchen, Feedback geben, in Kontakt gehen
- Buchhalter: Was geht rein? Was geht raus? Gehälter, Abos, Tools, Literatur…
- Kundenbetreuer: Abos eintüten, Onboarding, Rechnungen schreiben…
- Event-Manager: Speaker anfragen, Lectures planen, Teilnehmer onboarden, Durchführung
- Service-Mitarbeiter: Steady-Abo-Rückfragen beantworten, Fragen zum Briefing, etc.
- Marketing-Dude: Wie kriegen wir neue Abonnentïnnen? Koop-Anfragen? Social
- Trainer: Anfragen beantworten, Konzepte schreiben, Durchführung, Nachbereitung
- Admin: Website & Mailchimp pflegen, Tools verwalten
- Grafiker: CI entwickeln, Teaser-Bilder gestalten, Share-Pics basteln…
- Blogger: eigene Website, „zur Marke werden“, Interviews, Gastartikel
- Netzwerker: Mit Kollegïnnen im Gespräch bleiben
Eine Menge Holz und letztlich alles ein Job für sich. Zudem habe ich das meiste ja nie gelernt, sondern mir nur irgendwie abgeschaut, angelesen, autodidaktisch erarbeitet.Von daher: Ja, Creator Economy ist cool, denn: „1000 true fans“ können irgendwie reichen. Aber keiner hat gesagt, dass es nicht mindestens genau so viel Arbeit ist. 😬
Delete your accounts sometimes
Every few years, just wipe it all and start over. Twitter, Facebook, Instagram, wherever you have one. It’s so easy to start thinking that the digital traces you leave of yourself ARE yourself, and before you know it all that stuff online grows into a carapace and one day you wake up to find yourself transformed in your bed into a monstrous vermin. Once in a while you’ve got to molt. Start fresh. The more terrifying this sounds to you, the more urgent it is. You are not the stuff you’ve posted. If you erase it, you’ll still exist. Give yourself the freedom to grow into someone new again.
DJ für alles
Die Welt ist voller Stuff. Die Auswahl an Dingen ist unendlich. Es ist unmöglich, den Überblick zu behalten. Selbst die größten Experten können nicht alles kennen. Sie kennen aber in der Regel viel mehr als man selbst. Daher können sie allen anderen einen guten Dienst erweisen – das Zauberwort lautet Kuration.
Wenn mir der Style einer Person gefällt, dann gefällt mir wahrscheinlich auch das, was sie mir empfiehlt. Wir kennen das längst aus der Influencer-Mode-Welt. Die Idee: Das, was wir in der Mode-Welt erleben, gilt mittelfristig für alle Dinge auf dieser Welt. Wir brauchen Unterstützung, um eine Schneise durch das Konsum- / Info-Dickicht zu schlagen.
Du meinst, dass das Facebook, Instagram und Co mit ihren Algorithmen ganz prima für einen übernehmen? Ganz ehrlich: Nee. Was die ziemlich gut können, ist mir immer mehr vom gleichen zu servieren. Dir gefallen lustige Tier-Videos, there you go! Du magst Tanz-Choreos, hier hast du 27 weitere TikToks. Jeder ist seines News Feeds Schmied? Ja, vielleicht. Aber ich persönlich habe mir in all den Jahren immer noch keinen News Feed gebastelt, der mich inhaltlich so sehr bereichert, wie das Menschen tun.
Algorithmen suchen einfach permanent das aus, was möglichst viele andere auch interessiert hat. Masse, Masse, Masse. Geschmack ist aber sehr viel individueller. Nur weil 100.000 Menschen etwas geliked haben, muss mich das noch lange nicht berühren. Selbst wenn wir uns ansonsten vermeintlich für die gleichen Dinge interessieren. Serendipity können Algorithmen zudem so gut wie gar nicht. Wann hat dich das letzte Mal etwas auf Instagram oder Facebook wirklich überrascht? Ich gehe sogar davon aus, dass das von den Firmen auch gar nicht gewollt ist. Nutzerïnnen sollen so lange wie möglich auf der Plattform bleiben, so oft wie möglich die App öffnen. Wenn nun die Algorithmen einem permanent Zeugs in den News Feed spülen würden, der einen überrascht, dann laufen die Plattformen Gefahr, Nutzerïnnen zu verprellen. Den Anlegern gefällt das gar nicht.
Daher braucht es Menschen, die das übernehmen. DJs für alles sozusagen. Ja, natürlich gibt es auch DJs, die ein möglichst breites Publikum ansprechen wollen. Das können die gern machen. No bias. Es gibt aber eben auch jene, die sich so krass gut mit einer ganz bestimmten Musikrichtung auskennen, dass man sich einfach nur wundert, wo sie diesen ganzen Wahnsinn nun jetzt schon wieder ausgegraben haben. Genau das gleiche Prinzip lässt sich auf alles andere auch anwenden.
Du meinst, dass das Journalisten schon ganz gut machen würden? Jein. Klar, es gibt viele Journalistïnnen, die sich wirklich extrem gut in bestimmten Themen auskennen. In aller Regel arbeiten sie aber bei Publikationen, bei denen ebenfalls eine maximal breite Masse an Leuten angesprochen werden muss. Andernfalls funktioniert das Geschäft nicht. So können wirklich nischige Themen in aller Regel nicht ins Heft / Programm gehoben werden. Das rentiert sich einfach nicht. Dafür braucht es schon Special-Internet-Angebote. Genau diese funktionieren aber am Markt nur noch bedingt.*
Beispiel Musikmagazine. Auch hier arbeiten sehr fähige Leute. Mit wirklich überlebensfähigen Geschäftsmodellen überzeugen sie derzeit allerdings nicht. Blogger, YouTuber und Co haben längst ihre Jobs übernommen. Oftmals unbezahlt, immer häufiger aber auch getragen von einer interessierten Community via Steady, Patreon oder Tipping. Sie können es sich leisten, für ein sehr kleines Publikum zu arbeiten, weil ihre Fixkosten viel geringer sind als bei traditionellen Redaktionsstrukturen.
Das ist alles viel zu unsicher? Nun, da bin ich anderer Meinung. Wir haben beim Social Media Watchblog 1500 Abos an Privatpersonen verkauft. Zudem haben wir über 100 Institutionen, die für ihre Mitarbeiterïnnen unseren Newsletter einkaufen. Zusammen macht das 4500 „Arbeitgeber“. Wie viel mehr Sicherheit braucht man?
Fazit: Die Nische wird immer bedeutender. Ob und wie Legacy Media auf diesen Trend reagieren kann, sehe ich momentan nicht. Mein Bauch sagt mir, dass wir uns künftig immer stärker an Kuratoren jeglicher Art orientieren werden. Wer es schafft, sich zu einem Thema einen Namen zu machen, hat beste Chancen, genau diesem Thema hauptberuflich nachzugehen. Trust we.
*Öffentlich-Rechtliche Angebote bilden hier die Ausnahme – etwa Cosmo vom WDR oder 1xtra der BBC.
Knotenpunkt
Don’t think about consumption – even your consumption – as „individual“. Think of yourself as a node for social, political and moral contagion.
Tokio
Unser Social Media Watchblog zählt derzeit knapp 4500 zahlende Abonnentïnnen. Gut die Hälfte davon sind private Abos, die wir über Steady verkauft haben. Die anderen Subscriber stammen von institutionellen Kunden, die bei uns Team-Abos gebucht haben. Zu unseren „Firmenkunden“ zählen z.B. die Deutsche Welle, das ZDF, der NDR, Gruner+Jahr und viele weitere namhafte Häuser aus der deutschen Medienlandschaft. Seit einiger Zeit können wir mit unserem Newsletter aber auch immer stärker im politischen Betrieb Fuß fassen. Zwar steht es mir hier nicht zu, alle Häuser zu nennen. Sehr wohl mag ich aber kurz und knapp beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn dein Newsletter auf einmal an E-Mail-Adressen aus London, Wien, Mumbai und Tokio geschickt wird: völlig irre! 💛🙏🏻☺️
Podcast-Dilemma
Alle haben einen Podcast, aber niemanden zum Reden.
Einfach Bloggen
Ich blogge jetzt seit ziemlich genau 15 Jahren. In all dieser Zeit habe ich mir viele verschiedene Tools und Plattformen angeschaut. Am Ende ist aber kein Setup so überzeugend wie WordPress + Ulysses. Was für ein wunderbares Paar!
Während der „neue“ WordPress-Editor ja leider ziemlich crappy und die App ebenfalls kein wirklicher Gewinn ist, ermöglicht mein Lieblings-Editor Ulysses ein geschmeidiges Blog-Erlebnis: einfach das eigene Blog bei Ulysses hinterlegen, einen Artikel schreiben und – Zack – ohne jeden Aufwand bei WordPress publizieren.
Über eine Zapier-Integration lässt sich das Ganze dann noch mir nichts dir nichts zu Twitter schubsen. Fertig ist die Laube!