Mind the rage: Meine Feeds sind seit Jahren voller Häme, Spott und Wut. Auch ich poste nahezu täglich Dinge, die negative Emotionen triggern. Frei nach dem Motto: Guckt mal, was der / die gemacht oder gesagt haben. Ist das nicht übel?!?!

Ich weiß gar nicht so ganz genau, warum ich das eigenltich mache. Klar, es ist Teil des Games. Alte Twitter-Schule sowieso. Und auch Journalismus ist an sich darauf gepolt, überwiegend das Negative in den Blick zu nehmen.

Aber ich habe da keinen Bock mehr drauf. Erstens, weil ich es am Ende meistens ziemlich cheap finde. Zweitens, weil ich damit auch noch den Demokratie-Feinden in die Hände spiele, die es darauf anlegen, dass sich Ärger, Unsicherheit und Verzweiflung ausbreiten. Drittens, weil ich nicht einsehe, dass die Plattformen mit dem Triggern von Rage Milliarden scheffeln.

Es gibt super viele Accounts da draußen, die damit wahnsinnig erfolgreich sind, dich aufzuregen. Ich mache da nicht mehr mit. Ich will ausgeruhte, nuancierte Beiträge und Beobachtungen festhalten. Vielleicht kannst du mit meinem Post etwas anfangen. Vielleicht auch nicht. Aber ich werde künftig nicht mehr dazu beitragen, dass dein Rage-Level peu à peu weiter ansteigt. Ich will dich nicht runterziehen. Ich will dich mit meinen Posts bereichern.

Das heißt nicht, dass ich kein Freund von Kritik und Auseinandersetzungen bin. “To hold the powerful accountable” ist der Grund, warum ich mich während meines Studiums dazu entschieden habe, Journalist zu werden. Ich liebe gute Reportagen, Bücher und Dokumentationen. Ich lese und schaue Nachrichten. Aber ich brauche diese Wut-Echokammern im Netz nicht mehr.

Bedeutet aber auch: Ich muss mir meine Feeds neu zusammenstellen. Accounts finden, die mich inspirieren, anstatt mich aufzuregen. Das Social-Media-Game neu angehen. Let`s see how that turns out. I will keep you posted.

Medien: Deutsche achten mehr auf Tierwohl. Medien in der gleichen Meldung: Der Fleischkonsum blieb unverändert. 🫠

Bernd Ulrich bringt in einem Artikel für die Zeit auf den Punkt, was ich schon lange denke: Die Welt wird nie wieder so, wie sie einmal war. Auch wenn das CDU, CSU, FDP und auch weite Teile der SPD suggerieren. Wir stehen vor fundamentalen Herausforderungen. Der Westen verliert an Einfluss. Alleine dadurch werden die Handlungsspielräume schon deutlich enger. Dazu kommt der menschengemachte Klimawandel, dessen Folgen wir nun alle spüren können, und der uns noch engere Spielräume diktiert.

Über Jahrzehnte hinweg konnte die Politik die Folgen ihres Tuns in die Zukunft verschieben und damit die Art, wie wir und unsere Eltern gelebt haben, ja wie wir dachten, wie Deutschland nun einmal sei, überhaupt erst erschaffen. Jetzt aber ist die Zeit gekommen für den Eintritt in die Welt der Nebenfolgenverantwortung.

Mit all diesen epochalen Veränderungen werden die Menschen von den demokratischen Parteien weitgehend alleingelassen. Stattdessen erwecken sie den Eindruck, die Sache lasse sich mit ein paar mehr Panzern, Schulden, Windrädern oder neuen Autobahnen wieder regeln. Immer weniger glauben das.
Viele Menschen glauben stattdessen, dass sie in den kommenden zwanzig Jahren sehr anders werden leben müssen als in den vergangenen vierzig. Und damit haben sie recht. Dieses "anders" muss nicht zwangsläufig schlechter sein. Aber damit die Welt der Nebenfolgen, des relativierten Westens und des grundlegend neu zu definierenden Fortschritts gut werden kann, müsste erst mal eine große Debatte darüber beginnen. Und damit die beginnen kann, müssten die staatstragenden Parteien sich ehrlich machen und zugeben, dass es ohne wesentliche Beiträge der Leute, ohne grundlegende Veränderungen unserer Lebensweise und Denkart kaum noch politische Lösungen gibt.
Erst wenn die Beiträge der Menschen zur Transformation und zu neuer Verantwortung ehrlich diskutiert werden, kann man den Schwächeren in der Gesellschaft auch glaubhaft machen, dass nicht sie gemeint sind, wenn es um Verzicht geht. Stattdessen aber leugnen die alten Parteien die reale Lage und verhängen obendrein Visionsverbote.

Ich habe nun auch endlich das Buch "Männer, die die Welt verbrennen" von Christian Stöcker gelesen. Wirklich sehr lesenswert für alle, die sich fragen, wie es eigentlich sein kann, dass wir so viel über den menschengemachten Klimawandel wissen, aber letztlich so wenig dagegen unternehmen.

Der zentrale Aspekte: Einflussreiche Unternehmen und Politikerïnnen versuchen mit allen Mitteln, den Klimawandel infrage zu stellen, respektive sinnvolle Maßnahmen zur Eindämmung hinauszuzögern. Die Verzögerungsdiskurse lassen sich laut der Publikation "Discourses of climate delay" in vier Kategorien zerlegen:

  • Es ist nicht möglich, die Folgen des Klimawandels abzumildern: Kapitulation.
  • Andere sollen zuerst etwas unternehmen: Abwälzen von Verantwortung.
  • Disruptiver Wandel ist unnötig: Forcieren nicht trans-formativer Lösungen.
  • Die Veränderungen werden tiefgreifend sein: Hervorheben der Kehrseiten.

Ich finde diese Einteilung sehr hilfreich, um Argumente entlarven zu können. Schließlich begegnen sie einem auf diese oder ähnliche Weise immer wieder in Talkshows, Interviews und Zeitungsartikeln.

💡 Léonard Chemineau hat die vier Kategorien des Verzögerungsdiskurses anschaulich illustriert: leolinne.com.

Ich habe neue Sticker und ich werde sie benutzen 💛

Ich bin User #161963 auf Bluesky. Hooray. Insgesamt gibt es nun 10 Millionen Accounts. Cool. Dass aber nur rund 10k Menschen aus Deutschland täglich auf Bluesky posten, verwundert mich dann doch (Link). Mit so wenig aktiven Postern hatte ich nach gut einem Jahr am Markt nicht gerechnet. Ehrlich gesagt gehe ich auch nicht davon aus, dass es noch viel mehr werden in Deutschland. Der Vibe ist einfach nicht da. Die Leute posten Videos, um sich mitzuteilen.

Radfahren ist wirklich das Beste. Wenn man nur nicht bei jeder einzelnen Fahrt davon ausgehen müsste, dass irgendein Autofahrer einen garantiert wieder übersieht bzw. falsch einschätzt. Es ist wirklich irre, wie oft ich proaktiv abbremsen muss, weil ich schon erahne, dass mir das Auto garantiert die Vorfahrt nimmt.

Bock auf radikal minimieren. Lesen, schreiben, fertig. Aber da ist auch die Lust an Rennrad und Gravel, fotografieren und Videos machen. Musik sammeln und auflegen (üben). Zeit mit der Fam verbringen – steht sowieso über allem anderen. Kochen lernen. Kraftsport machen wegen Rücken. Und überhaupt. Politisch engagieren. Sozial engagieren. Fortbilden. Wohnung frisch machen. Europa sehen. Mit dem Bulli unterwegs sein. Freunde treffen. Perspektiven entwickeln. Mit anderen neuen Medienmacherïnnen vernetzen. Auf Konferenzen sprechen. Den Garten pflegen. Französisch lernen. Trompete lernen. In einer Punk-Band spielen…

Am liebsten würde ich ja bis zur Rente einfach nur noch Fahrrad fahren.

White Power: Europas Rechtsextreme auf dem Vormarsch - Eine Arte-Doku zeigt, wie sich gewaltbereite Rechtsextremisten vernetzen: www.arte.tv/de/videos…

Axios muss zum ersten Mal in der noch recht jungen Firmengeschichte Leute entlassen. Zehn Prozent der Angestellten müssen gehen. Als Gründe nennt CEO Jim VandeHei (NiemanLab) folgende drei Punkte:

  • Shifting reader attention and behavior, scattering across social, podcasts, individual creators and influencers, partisan websites and more.
  • Al is pushing us to a technological inflection point where models can summarize news, at the same time Facebook, X and search are faltering as reliable traffic standbys.
  • New rivals are emerging to go after our core business and our top talent.

Katzenleben, beste Leben. Gibt doch kein anderes Tier, das sich von Menschen pflegen und durchfüttern lässt, und sich gleichzeitig maximal frei bewegen kann, kommen und gehen kann, wie es beliebt… Unsere Zuri jedenfalls macht sich ordentlich locker.

“Linke diskutieren auf Twitter, wer darf links sein, wer darfs nicht. Und die Rechten, sie trainieren auf dem Schießstand für Tag X” - www.hessenschau.de/politik/a…

Eine menschenverachtende Tat eines Einzelnen und die Bundesregierung reagiert mit menschenverachtenden Maßnahmen für jeden dritten Schutzsuchenden. dserver.bundestag.de/btd/20/08…

Der Vorschlag, keine Afghanen und Syrer mehr ins Land zu lassen, ist purer Rassismus. Den terroristischen Akt in #Solingen mit dem Thema Abschiebungen zu vermengen, ist ebenfalls purer Rassismus. Es braucht noch nicht einmal die #noafd - der Rassismus ist in der Mitte der Gesellschaft.

Hunderttausende junge Menschen gehen auf die Straße und protestieren für mehr Klimaschutz. Politik macht (gefühlt) nix. Junge Menschen strafen Grüne bei Europawahl ab. Grüne: Wir müssen jetzt genau analysieren, was die jungen Menschen umtreibt. 🤔

The sun is shining everyday.

Was für eine Provinz-Posse: Am 9. Juni entscheidet Göttingen darüber, wie der Radverkehr künftig aussehen soll. Seit Monaten trommelt die Klimaschutzorganisation GöttingenZero dafür, dass Auto- und Fahrradverkehr stärker voneinander getrennt wird. Plakate aufhängen, dürfen sie aber nicht. Der Grund: Der Radentscheid fällt mit dem Tag der Europawahl zusammen und die Europawahl habe Vorrang vor kommunalen Themen. Auch sogenannte Hohlklammerplakate an Straßenlaternen dürften nicht angebracht werden. Die dafür benötigte Sondergenehmigung werde es während des laufenden Europawahlkampfes nicht geben, da für Wahlwerbung in der Stadt genügend Plakatwände zur Verfügung stünden (HNA). Eben jene, die GöttingenZero nicht nutzen darf. 🤦🏻

Sieben Jahre nach Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag erleben wir, was AfD-Politiker Alexander Gauland mit seiner Aussage “Wir werden sie jagen, wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen – und wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen” meinte. Die tätlichen Angriffe auf Politikerïnnen demokratischer Parteien mehren sich. Wer jetzt noch daran denkt, AfD zu wählen, entscheidet sich auch für deren Gewaltfantasien und macht sich mit schuldig an Gewalt und Hetze.

"Uns sollte bei der Jugendstudie vor allem zu bedenken geben, wie erschöpft die jungen Menschen sind. Welch resignative Haltung sie an den Tag legen. Die Krisen der letzten Jahre – Klima, Corona und Krieg – haben ihre Wirklichkeit zum Teil auf den Kopf gestellt. Dieser Umstand hat sie viel mehr getroffen als uns Erwachsene."

Das Zitat stammt aus dem Text Ein Psychologe erklärt: Deshalb ticken junge Menschen so konservativ" bei Stern.

Finde die vorgebrachten Argumente sehr hilfreich, um die Jugendstudie 2024 zu verstehen und zu deuten, wo weite Teile der jüngeren Generation stehen, warum viele so konservative Einstellungen vertreten, ja noch mehr: sich von rechtsextremen Menschenfängern vereinnahmen lassen. Bei weitem nicht alle, zum Glück mitnichten die Mehrheit und sicherlich auch vor allem der männliche Part. Aber insgesamt viele spannende Hinweise, die ich in dieser Dichte bislang selten so aufgezeigt bekommen habe.