Ich bin privat gerade irgendwie ziemlich durch mit Social Media. Ich überzeuge mit meinen Takes auf Threads niemanden, nicht die AfD zu wählen. Die, die ich dort erreiche, wissen schon, dass das eine scheiß Idee ist. Gespräche bei uns vorne am Kiosk sind da die bessere Wahl. Bluesky ist noch sinnloser: Dort rühre ich in einer so linken Suppe, da gehe ich besser direkt ins Juzi und engagiere mich bei der Vokü. Mastodon? Keine Bewegung.

Instagram gleicht mittlerweile einem Kasino. Ich spiele ja auch kein Lotto. Warum sollte ich dort etwas posten? TikTok lehne ich aus politischen Gründen ab. Wer die Plattform nutzt, kann das nur tun, weil die Schwester-App Douyin in China so viel verdient. Die Zensur, die dort aber geübt wird, sollten alle aufrechten Demokraten ablehnen. Menschenrechte hören nicht an der Grenze zu China auf. Speaking of gerade machen: X ist seit der Übernahme durch Elon Musk keine Option mehr. Account ist längst gelöscht. Ein Verbleib würde die Plattform und das Agieren seines Besitzers nur legitimieren. Und LinkedIn ist und bleibt nun einmal LinkedIn.

Deine Social-Media-Erfahrung mag anders aussehen. Du magst an einem anderen Punkt stehen. Vielleicht macht dir Social derzeit Spaß. Womöglich hast du darüber einen Hebel gefunden, der dich persönlich oder beruflich weiterbringt. Fair enough.

Für mich verhält es sich mittlerweile aber so, dass mir soziale Medien gefühlt mehr schaden als nützen. Drei Beobachtungen:

1/ Soziale Medien sind für mich bei genauerer Betrachtung reine Zeitverschwendung. Klar, sie sind hier und da ganz funny. Auch schätze ich das Feedback von aufmerksamen Leserïnnen. Aber im Großen und Ganzen lenken sie mich viel zu häufig einfach nur von Dingen ab, die deutlich sinnvoller wären: Zeit mit der Familie verbringen, Bücher lesen, an die frische Luft gehen, Sport machen, die Bude auf Vordermann bringen, Musik diggen, mich in einem Ehrenamt engagieren…

2/ Soziale Medien ziehen mich viel zu häufig runter, weil irgendjema(n)nd schon wieder etwas Dummes gesagt oder gemacht hat. Weil ich von Ungerechtigkeiten erfahre, von denen ich zwar schon weiß, die ich auch aus tiefster Überzeug ablehne, mit denen ich allerdings auch nicht jede Sekunde konfrontiert werden muss, da es keinen Mehrwert hat. Die tägliche Nachrichtenflut in Zeitung und Fernsehen reicht schon komplett aus. Das muss ich nicht auch noch in den sozialen Medien doppelt und dreifach mit halbschlauen Meinungen serviert bekommen, bzw. anderen auftischen…

3/ Soziale Medien erwecken in mir Bedürfnisse, die völlig unnötig sind: Die Beförderung des Kollegen, die ich ihm eigentlich gönne, mich aber trotzdem neidisch macht (Ego is the enemy!). Der Journalisten-Preis an die Kollegin, den ich zwar für Quatsch halte, den ich aber auch gern hätte. Das neue Gravel-Bike, das ich nicht brauche, es aber schon auch ganz geil finde. Der Ort, an dem ich noch nie war, wo ich auch nicht hinreisen will, weil ich die dafür notwendige Flugreise fragwürdig finde, gleichermaßen aber denke: Ja, okay, das sieht halt schon richtig fett aus! Das Leben von Stars, das ich nie führen wollte, von dem ich dann aber trotzdem kurz denke, ah, krass, ja, was für 1 life…

Ich will das alles nicht. Was ich will und was ich liebe sind persönliche Blogs wie von Manu, YouTube-Essays, YouTube-Vlogs wie von Life of Riza oder VC Adventures, My Analog Journal, Humano Studio, Dokus, künstlerische Websites, Newsletter, Bücher, Musik, Bandcamp, Fanzines, toll produzierte Magazine (Hallo Neue Narrative!), meine taz am Wochenende, meine Signal-Gruppe mit alten Freunden…

Brauche ich die sozialen Medien privat überhaupt noch? I’m not convinced. Vorerst werde ich meine Blogposts dort noch weiter teilen. Im Sinne von POSSE: Publish (on your) own site, syndicate elsewhere. Aber Inhalte nur für eine Plattform schreiben oder produzieren? Das verkneife ich mir erstmal bis auf Weiteres.