Ängste
Ängste sind ein Verarbeitungsschema aus der Vergangenheit und keine Reaktion auf die Gegenwart. Philosophischer formuliert: Ängste haben einen Selbst- und keinen Weltbezug.
– Quelle: Klaus Eidenschink, Ängste? Erläuterungen zu einem aktuellen Gefühl
Manche Leute
Manche Leute posten Fotos aus dem OP.
Manchen Leute spielen Klavier auf Twitter.
Manche Leute haben Angst um ihre Partnerïn.
Manche Leute arbeiten an Impfstoffen.
Manche Leute spenden ihr Geld.
Manche Leute haben Panik.
Manche Leute feiern Parties.
Manche Leute arbeiten seit 24 Stunden.
Manche Leute haben Existenzängste.
Manche Leute leugnen die Situation.
Manche Leute hüpfen mit ihren Kindern übers Sofa.
Manche Leute haben zu wenig Geld für Seife.
Manche Leute ärgern sich über zu wenig Desinfektionsmittel.
Manche Leute kommen nicht rein.
Manche Leute kommen nicht raus.
Manche Leute spielen mit Ängsten.
Manche Leute haben sich infiziert.
Manche Leute geben Schuld.
Manche Leute hacken um die Wette.
Manche Leute haben Langeweile.
Manche Leute sind gute Politikerïnnen.
Manche Leute können nicht schlafen.
Manche Leute können nicht ins Home Office.
Manche Leute freuen sich über kostenfreie Software.
Manche Leute riskieren ihre Gesundheit.
Manche Leute leisten Freiwilligenarbeit.
Manche Leute schätzen jetzt die Arbeit von Lehrern.
Manche Leute haben keine Krankenversicherung.
Manche Leute haben nichts zu essen.
Manche Leute verkleiden sich im Videochat.
Manche Leute genießen die freie Zeit.
Manche Leute gehen nicht mehr aus dem Haus.
Manche Leute schmieden Pläne.
Manche Leute hören nicht auf, Nachrichten zu lesen.
Manche Leute sind Ignoranten.
Manche Leute sind an Covid-19 gestorben.
Manche Leute lernen gerade kochen.
Manche Leute haben ihren Job verloren.
Manche Leute können nicht operiert werden.
Manche Leute ärgern sich über zu wenig Auswahl auf Netflix.
Manche Leute umarmen sich.
Manche Leute tindern.
Manche Leute haben ihre Altersvorsorge verloren.
Manche Leute wären lieber in den Urlaub gefahren.
Manche Leute twittern unaufhörlich.
Manche Leute zählen die Infizierten.
Manche Leute sehen kein Licht am Ende des Tunnels.
Manche Leute gehen mit ihrem Hund raus.
Manche Leute helfen Fremden.
Manche Leute denken an die Zeit danach.
Manche Leute räumen ihre Wohnung auf.
Manche Leute sind in Quarantäne.
Manche Leute unterrichten ihre Kinder.
Manche Leute fahren Patrouille.
Manche Leute hamstern.
Manche Leute fühlen sich hilflos.
Manche Leute sind erschöpft.
Manche Leute arbeiten an Studien.
Manche Leute verlieren den Glauben.
Manche Leute beten.
Manche Leute sind nicht auf dieser Liste.
Diese Liste basiert auf echten Erfahrungen, die mir in den vergangenen Tagen in den Nachrichten, auf Social Media und privat begegnet sind. Fass Dir ein Herz: Du bist nicht die einzige Person, die genau das erlebt, was Du gerade durchmachst. Denke dran: Nicht jeder macht die gleichen Erfahrungen wie Du. Letztendlich stecken wir alle gemeinsam in dieser Situation.
Durch Kottkes Artikel inspiriert.
Europa <3
Die französische Armee hatte deshalb erstmals Patienten aus dem Elsass in andere Regionen des Landes ausfliegen müssen. Einige kamen jedoch auch in der Uniklinik Freiburg unter. Die Unikliniken in Freiburg, Heidelberg, Mannheim und Ulm, hatten sich zuvor bereit erklärt, Schwerstkranke aus Frankreich zu versorgen.
– Quelle: SPIEGEL / DPA
#Wirbleibenzuhause
Das Coronavirus hat die Welt fest im Griff. Weil die Fallzahlen weiter exponentiell steigen, werden zunehmend stärkere Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen: Geschäfte, Kneipen, Cafés und Restaurants sind dicht, Versammlungen untersagt. #Flattenthecurve lautet das Ziel, #Wirbleibenzuhause das Gebot der Stunde. Zumindest für alle, die es sich leisten können.
In Zeiten wie diesen wird mir besonders klar, wie maximal privilegiert ich durchs Leben gehe: Doppelverdienerhaushalt mit Jobs, die nicht von der Krise berührt sind, gesunde Kids, gesunde Großeltern, großzügige Altbauwohnung, wohnhaft in einer Universitätsstadt, deutscher Staatsbürger, weiß, männlich – die Liste ließe sich beliebig fortführen.
Meine Familie und ich können es uns leisten, zuhause zu bleiben. Wir empfinden das derzeit nicht als Einschränkung, sondern als Privileg. Vielleicht kannst du das auch. Falls dem so ist, dann ist es ein wirklich geringer Preis, den man zahlen muss, um Menschenleben zu retten.
Quelle: Studentenwerk Göttingen
What do we need to understand about the diversity and ecology of viral threats?
The first thing to understand is that whatever future threats we’re going to face already exist; they are currently circulating in wildlife. Think of it as viral dark matter. A large pool of viruses are circulating and we don’t become familiar with them until we see a spillover event and people getting ill.
– Dennis Carroll, The Man Who Saw the Pandemic Coming (nautil.us)
Yes I ✊
Wir schreiben das Jahr 2020. Die 90er sind jetzt genauso weit weg wie das Jahr 2050. Beides fühlt sich strange an. Dieses Blog neu aufzusetzen, hingegen überhaupt nicht. Klar, ich könnte auch auf Insta Stories teilen, auf Twitter ranten, auf LinkedIn performen, bei TikTok tanzen, für YouTube Reaction-Videos drehen. Mache ich auch alles irgendwie. Aber dieses Blog ist mein Hafen. Mein Hoheitsgebiet. Hier kann ich nachdenken. In Ruhe. Ohne mich um die Spielregeln und Dynamiken der Plattformen zu scheren.
2008 habe ich mit dem Bloggen begonnen. Zunächst ging es um Musik. Um Dubstep und Reggae, um genau zu sein. Erste Freundschaften in die Blogger-Szene wurden geknüpft – etwa zu Peter und Nilo, zu Johannes oder auch zu Rene und Ronny. Später machte ich dann aus martone 120sekunden – es ging jetzt mehr um Netzkultur und Journalismus. Wieder ein paar Jahre später wechselte ich ins Team Blogrebellen – Pläne für die Welteroberung wurden geschmiedet. Doch mit zunehmender Professionalisierung meinerseits – mittlerweile als Volontär beim ZDF unter Vertrag – verschob sich abermals der Fokus: das Social Media Watchblog wurde geboren.
2010 wurde mir bewusst, dass soziale Medien zu einem elementaren Bestandteil des Mediensystems werden würden – sowohl hinsichtlich der Verbreitungsmöglichkeiten für Medienschaffende als auch mit Blick auf reguläre Nutzer, die über Facebook, Twitter und Co die Option bekamen, sich publizistisch auszutoben.
Um der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der sozialen Medien – und insbesondere der Firmen, die dahinter stecken – mehr Beachtung zu schenken, trat ich an meine Schweizer Twitter-Bekanntschaft Konrad Weber mit der Idee heran, ein eigenes Blog zu gründen.
Zunächst hatten Konrad und ich noch davon geträumt, eine Website aufzubauen, die als eine Art Wiki für all die Themen rund um Social Media fungieren sollte – eine Anlaufstelle für Bürger und Medienmacher gleichermaßen. Recht schnell stellten wir jedoch fest, dass wir neben unserer eigenen Arbeit beim ZDF, respektive dem SRF, nicht genug Zeit haben würden, eine derart aufwändige Plattform aufzubauen.
In der Folge beschlossen wir, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: einen kuratierten Überblick über die wichtigsten News und Debatten rund um Social Media – gern angereichert mit eigenen Ideen und Meinungen: das Briefing.
Durch die rasant wachsende Bedeutung von Social-Media-Plattformen für Akteure aus den Bereichen Medien, Politik und Wirtschaft wurde unser Newsletter unter Kollegen gern und oft weiterempfohlen: über 6000 Menschen haben unseren Newsletter in all den Jahren ausprobiert, ohne dass wir einmal dafür im eigentlichen Sinne Werbung gemacht hätten.
Heute – nach Stationen beim ZDF (Frontal 21, heute.de) und SPIEGEL (bento) – lebe ich vom Bloggen – genauer gesagt davon, dass ich zusammen mit meinem Kompagnon Simon Hurtz zweimal die Woche einen Newsletter an rund 3000 5000 zahlende Abonnentïnnen verschicke: Steady und Firmenkunden sei Dank.
Soweit, so wunderbar. Doch die Sache hat einen Haken. Die Professionalisierung meiner Blogger-Leidenschaft hat mich auch ein Stück weit vom eigentlichen Kern des Bloggens abgebracht: der ungezwungenen Dokumentation von Alltagsbeobachtungen, nicht unbedingt zu Ende gedachten Gedanken, mal eben aus der Hüfte geschossenen Fotos, Artikel- und Buchempfehlungen, Mixtapes, spannenden Dokus, interessanten Tools, und, und, und.
Die Neuauflage meines Blog soll genau dafür der Ort sein. Denn auch wenn all die eben aufgezählten Bedürfnisse via Twitter, Facebook, Insta und Co befriedigt werden könnten, dort natürlich auch viel unmittelbarer ein Publikum gefunden werden kann, gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als eine selbstgebaute, individuelle Publikation sein eigen nennen zu dürfen. Das primäre Ziel dieses Blogs ist also eine Wirkung nach innen. Sollte hier jemand trotzdem spannende Inhalte für sich entdecken, freut mich das natürlich. Aber grundsätzlich ist das hier eine Performance-befreite Zone.
Yes I ✊🏻