m∆rt|n

Publizieren

Auf Nicht-Nachrichten-Websites finden Menschen mehr politische Inhalte als auf Nachrichten-Websites

Wir Journalisten bilden uns ja oft ein, dass wir der Nabel der Welt sind. Dass unsere Beiträge in Bild, Text und Ton für die Demokratie von unermesslichem Wert sind. Je angesehener das Medium, desto besser für die Welt.

Eine neue Studie zeigt nun aber, dass Menschen (in den USA, Holland und Polen) auf Nicht-Nachrichten-Websites (read: Unterhaltungsportale, Shopping-Seiten, Promi-Klatschseiten, E-Mail-Anbieter, etc.) mehr politische Inhalte als auf Nachrichten-Websites finden. Das NiemanLab hat die Ergebnisse schön zusammengefasst.

„Even though politics in these kinds of [non-news] sites comprised only 1.6% of all visits,” the authors write, “the aggregate popularity of webmail, entertainment, shopping sites, or celebrity gossip means that an average citizen encounters most political content outside news [our emphasis added]. People, especially Americans and especially those with low political interest…encounter politics more frequently outside news outlets than within.“

Nur mal so als kleiner Reminder an alle, die gerade dabei sind in den Job einzustarten. Ja, Journalismus ist wichtig. Ohne jede Frage. Aber der Blick sollte nicht immer nur zur Seite 3 gehen.

Was ein Abo tatsächlich bedeutet

Ohne Ben Thompson gäbe es das Social Media Watchblog nicht. So viel steht fest. Bens Website Stratechery diente mir vor fünf Jahren als Vorbild, um das „Hobby-Projekt“ Social Media Watchblog zu meinem Beruf zu machen.

Auch wenn sich der Gegenstand unserer Angebot deutlich unterscheidet, die Grundlage unserer Geschäftsmodelle ist gleich: Es geht darum, Abos an eine extrem spitze Zielgruppe zu verkaufen. Klingt erstmal simpel. Aber bei genauerer Betrachtung fällt auf: So leicht ist das gar nicht. Ansonsten gäbe es viel mehr Angebote, wie wir sie betreiben.

Warum es so schwer ist und was ein Abo tatsächlich bedeutet, beschreibt Ben hier sehr gut:

The truth is that Stratechery’s economic value is really not about what I have already published but rather my ability to keep publishing ideas that are interesting — that’s what I’m asking you to fund. I laid this out in the Local News Business Model:

It is very important to clearly define what a subscriptions means. First, it’s not a donation: it is asking a customer to pay money for a product. What, then, is the product? It is not, in fact, any one article (a point that is missed by the misguided focus on micro-transactions). Rather, a subscriber is paying for the regular delivery of well-defined value.

Each of those words is meaningful:

  • Paying: A subscription is an ongoing commitment to the production of content, not a one-off payment for one piece of content that catches the eye.
  • Regular Delivery: A subscriber does not need to depend on the random discovery of content; said content can be delivered to the subscriber directly, whether that be email, a bookmark, or an app.
  • Well-defined Value: A subscriber needs to know what they are paying for, and it needs to be worth it.

Meine Rollen

Die Creator Economy ist ja wirklich ganz spannend: Die Idee, mit der Unterstützung von 1000 echten Fans den Lebensunterhalt zu bestreiten, löst etwas in mir aus. Keine Frage! Gleichzeitig zeigt sich, dass die Arbeit in der Creator Economy extrem viele Jobs mit sich bringt, die ich so vorher nicht selbst erledigen musste.

Da ich 2021 immer mal wieder an meine Kapazitätsgrenzen gestoßen bin, habe ich mit Blick auf mehr Selfcare im Jahr 2022 einmal alle Rollen aufgeschrieben, die ich aktuell in beruflicher Hinsicht innehaben. Vielleicht, so die Idee, lässt sich das eine oder andere abgeben, bzw. streichen, um dadurch wieder mehr Raum zu bekommen.

Folgende Rollen habe ich aktuell:

  • Autor: Lesen, verstehen, sortieren, aufschreiben
  • Redakteur: Briefing bauen & verteilen via Mailchimp, WordPress und Social
  • Chef: Prüfen, was die Kollegïnnen brauchen, Feedback geben, in Kontakt gehen
  • Buchhalter: Was geht rein? Was geht raus? Gehälter, Abos, Tools, Literatur…
  • Kundenbetreuer: Abos eintüten, Onboarding, Rechnungen schreiben…
  • Event-Manager: Speaker anfragen, Lectures planen, Teilnehmer onboarden, Durchführung
  • Service-Mitarbeiter: Steady-Abo-Rückfragen beantworten, Fragen zum Briefing, etc.
  • Marketing-Dude: Wie kriegen wir neue Abonnentïnnen? Koop-Anfragen? Social
  • Trainer: Anfragen beantworten, Konzepte schreiben, Durchführung, Nachbereitung
  • Admin: Website & Mailchimp pflegen, Tools verwalten
  • Grafiker: CI entwickeln, Teaser-Bilder gestalten, Share-Pics basteln…
  • Blogger: eigene Website, „zur Marke werden“, Interviews, Gastartikel
  • Netzwerker: Mit Kollegïnnen im Gespräch bleiben

Eine Menge Holz und letztlich alles ein Job für sich. Zudem habe ich das meiste ja nie gelernt, sondern mir nur irgendwie abgeschaut, angelesen, autodidaktisch erarbeitet.Von daher: Ja, Creator Economy ist cool, denn: „1000 true fans“ können irgendwie reichen. Aber keiner hat gesagt, dass es nicht mindestens genau so viel Arbeit ist. 😬

DJ für alles

Die Welt ist voller Stuff. Die Auswahl an Dingen ist unendlich. Es ist unmöglich, den Überblick zu behalten. Selbst die größten Experten können nicht alles kennen. Sie kennen aber in der Regel viel mehr als man selbst. Daher können sie allen anderen einen guten Dienst erweisen – das Zauberwort lautet Kuration.

Wenn mir der Style einer Person gefällt, dann gefällt mir wahrscheinlich auch das, was sie mir empfiehlt. Wir kennen das längst aus der Influencer-Mode-Welt. Die Idee: Das, was wir in der Mode-Welt erleben, gilt mittelfristig für alle Dinge auf dieser Welt. Wir brauchen Unterstützung, um eine Schneise durch das Konsum- / Info-Dickicht zu schlagen.

Du meinst, dass das Facebook, Instagram und Co mit ihren Algorithmen ganz prima für einen übernehmen? Ganz ehrlich: Nee. Was die ziemlich gut können, ist mir immer mehr vom gleichen zu servieren. Dir gefallen lustige Tier-Videos, there you go! Du magst Tanz-Choreos, hier hast du 27 weitere TikToks. Jeder ist seines News Feeds Schmied? Ja, vielleicht. Aber ich persönlich habe mir in all den Jahren immer noch keinen News Feed gebastelt, der mich inhaltlich so sehr bereichert, wie das Menschen tun.

Algorithmen suchen einfach permanent das aus, was möglichst viele andere auch interessiert hat. Masse, Masse, Masse. Geschmack ist aber sehr viel individueller. Nur weil 100.000 Menschen etwas geliked haben, muss mich das noch lange nicht berühren. Selbst wenn wir uns ansonsten vermeintlich für die gleichen Dinge interessieren. Serendipity können Algorithmen zudem so gut wie gar nicht. Wann hat dich das letzte Mal etwas auf Instagram oder Facebook wirklich überrascht? Ich gehe sogar davon aus, dass das von den Firmen auch gar nicht gewollt ist. Nutzerïnnen sollen so lange wie möglich auf der Plattform bleiben, so oft wie möglich die App öffnen. Wenn nun die Algorithmen einem permanent Zeugs in den News Feed spülen würden, der einen überrascht, dann laufen die Plattformen Gefahr, Nutzerïnnen zu verprellen. Den Anlegern gefällt das gar nicht.

Daher braucht es Menschen, die das übernehmen. DJs für alles sozusagen. Ja, natürlich gibt es auch DJs, die ein möglichst breites Publikum ansprechen wollen. Das können die gern machen. No bias. Es gibt aber eben auch jene, die sich so krass gut mit einer ganz bestimmten Musikrichtung auskennen, dass man sich einfach nur wundert, wo sie diesen ganzen Wahnsinn nun jetzt schon wieder ausgegraben haben. Genau das gleiche Prinzip lässt sich auf alles andere auch anwenden.

Du meinst, dass das Journalisten schon ganz gut machen würden? Jein. Klar, es gibt viele Journalistïnnen, die sich wirklich extrem gut in bestimmten Themen auskennen. In aller Regel arbeiten sie aber bei Publikationen, bei denen ebenfalls eine maximal breite Masse an Leuten angesprochen werden muss. Andernfalls funktioniert das Geschäft nicht. So können wirklich nischige Themen in aller Regel nicht ins Heft / Programm gehoben werden. Das rentiert sich einfach nicht. Dafür braucht es schon Special-Internet-Angebote. Genau diese funktionieren aber am Markt nur noch bedingt.*

Beispiel Musikmagazine. Auch hier arbeiten sehr fähige Leute. Mit wirklich überlebensfähigen Geschäftsmodellen überzeugen sie derzeit allerdings nicht. Blogger, YouTuber und Co haben längst ihre Jobs übernommen. Oftmals unbezahlt, immer häufiger aber auch getragen von einer interessierten Community via Steady, Patreon oder Tipping. Sie können es sich leisten, für ein sehr kleines Publikum zu arbeiten, weil ihre Fixkosten viel geringer sind als bei traditionellen Redaktionsstrukturen.

Das ist alles viel zu unsicher? Nun, da bin ich anderer Meinung. Wir haben beim Social Media Watchblog 1500 Abos an Privatpersonen verkauft. Zudem haben wir über 100 Institutionen, die für ihre Mitarbeiterïnnen unseren Newsletter einkaufen. Zusammen macht das 4500 „Arbeitgeber“. Wie viel mehr Sicherheit braucht man?

Fazit: Die Nische wird immer bedeutender. Ob und wie Legacy Media auf diesen Trend reagieren kann, sehe ich momentan nicht. Mein Bauch sagt mir, dass wir uns künftig immer stärker an Kuratoren jeglicher Art orientieren werden. Wer es schafft, sich zu einem Thema einen Namen zu machen, hat beste Chancen, genau diesem Thema hauptberuflich nachzugehen. Trust we.

*Öffentlich-Rechtliche Angebote bilden hier die Ausnahme – etwa Cosmo vom WDR oder 1xtra der BBC.

Tokio

Unser Social Media Watchblog zählt derzeit knapp 4500 zahlende Abonnentïnnen. Gut die Hälfte davon sind private Abos, die wir über Steady verkauft haben. Die anderen Subscriber stammen von institutionellen Kunden, die bei uns Team-Abos gebucht haben. Zu unseren „Firmenkunden“ zählen z.B. die Deutsche Welle, das ZDF, der NDR, Gruner+Jahr und viele weitere namhafte Häuser aus der deutschen Medienlandschaft. Seit einiger Zeit können wir mit unserem Newsletter aber auch immer stärker im politischen Betrieb Fuß fassen. Zwar steht es mir hier nicht zu, alle Häuser zu nennen. Sehr wohl mag ich aber kurz und knapp beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn dein Newsletter auf einmal an E-Mail-Adressen aus London, Wien, Mumbai und Tokio geschickt wird: völlig irre! 💛🙏🏻☺️

Podcast-Dilemma

Alle haben einen Podcast, aber niemanden zum Reden.

Einfach Bloggen

Ich blogge jetzt seit ziemlich genau 15 Jahren. In all dieser Zeit habe ich mir viele verschiedene Tools und Plattformen angeschaut. Am Ende ist aber kein Setup so überzeugend wie WordPress + Ulysses. Was für ein wunderbares Paar!

Während der „neue“ WordPress-Editor ja leider ziemlich crappy und die App ebenfalls kein wirklicher Gewinn ist, ermöglicht mein Lieblings-Editor Ulysses ein geschmeidiges Blog-Erlebnis: einfach das eigene Blog bei Ulysses hinterlegen, einen Artikel schreiben und – Zack – ohne jeden Aufwand bei WordPress publizieren.

Über eine Zapier-Integration lässt sich das Ganze dann noch mir nichts dir nichts zu Twitter schubsen. Fertig ist die Laube!

Durchziehen

Vor rund zweieinhalb Jahren hatte ich mich dazu entschieden, das Social Media Watchblog in ein Paid-Angebot zu überführen. Durch viel Fleiß und einige glückliche Umstände ist aus dem ambitionierten Hobbyprojekt von damals nicht nur ein regulärer (selbst ausgedachter) Job geworden. Heute sitze ich hier und benote Bewerbungen (Teil-Aufgabe: Newsletter erspinnen) für eine der renommiertesten Journalistenschulen in Deutschland. What a journey. ☺️🙏🏻💛

Creator Economy und Auszeiten

Was ist: Medien und Silicon Valley lieben die Creator Economy. Auch wir haben beim Social Media Watchblog vielfach über dieses neue Berufsfeld geschrieben, etwa hier und hier. Mehr noch: Wir sind Teil dieser Entwicklung. Ohne Plattformen wie Mailchimp, Twitter, Slack und Steady gäbe es das Social Media Watchblog nicht. Vor 13 Jahren formulierte Kevin Kelly eine scheinbar utopische Idee: „1000 true fans“ dazu bringen, monatlich für die eigene Arbeit zu bezahlen – und davon leben, selbstbestimmt und unabhängig. Dieser Traum ist für uns Realität geworden. Allerdings haben wir dabei eine Sache vergessen: Was ist, wenn wir einmal nicht liefern können?

Warum ist das interessant? Die Creator Economy fußt auf der Vorstellung, dass Leserïnnen, Hörerïnnen, Zuschauerïnnen, Supporter, Fans, Freunde, (…) ein Projekt so gut finden, dass sie nicht nur einmalig, sondern monatlich oder jährlich dafür zahlen. Bei einigen Projekten ist die finanzielle Zuwendung der Supporter wirklich eher als eine Art dauerhaftes Crowdfunding gedacht, ohne klar definierte Gegenleistung.

Bei uns verhält sich das anders. Zum einen verkaufen wir ein klar definiertes Produkt: Zweimal pro Woche verschicken wir einen Newsletter und ordnen die wichtigsten News und Debatten ein. Zum anderen haben wir nicht nur Supporter, die uns über Steady unterstützen, sondern auch institutionelle Kunden wie etwa das Auswärtige Amt oder die Deutsche Welle. Wir verkaufen nicht nur ein Gefühl, sondern Abos.

Wir fühlen daher eine große Verpflichtung, liefern zu müssen. Das ist aber nicht immer möglich. Etwa weil einer von uns krank ist, sich um Partnerin oder Familie kümmern muss oder es unvorhersehbare Betreuungsengpässe gibt – Corona lässt grüßen. Oder weil man schlichtweg mal ein paar Tage Auszeit braucht (andere nennen es Urlaub).

Da wir das Ding hier aber nun einmal zu zweit rocken, kann in solchen Fällen keine Kollegïn übernehmen. Die Folge: Hier und da ein bisschen Selbstausbeutung, #nichtnichtmüde und immer mal wieder das Gefühl, diesen Newsletter irgendwann einfach nur noch gegen die Wand schmeißen zu wollen.

Schließlich passiert im Hintergrund jede Menge, von dem die meisten gar nichts mitbekommen: Abonnentïnnen wollen betreut werden, Mailchimp und WordPress machen mal wieder Probleme, institutionelle Kunden haben wichtige Anliegen. Das Watchblog ist viel mehr als das Briefing, und das kann manchmal grenzwertig anstrengend sein.

Was also tun? Das Social Media Watchblog wäre nichts ohne die großartige Community, die sich um das Projekt versammelt hat. Seit der Gründung vor acht Jahren haben wir stets den Austausch mit unseren Leserïnnen gesucht. Auch diesmal sind wir – als klar war, dass der Newsletter Anfang Mai zwei Wochen pausieren wird – mit vielen von euch via Slack ins Gespräch gekommen. Die Diskussion lässt sich für Abonnentïnnen hier nachlesen.

Wir haben gefragt, wie wir mit kurzfristigen Ausfällen und dem generellen Bedürfnis nach Pause umgehen sollten. Eure Rückmeldungen waren eindeutig: Es geht beim Social Media Watchblog weniger um eine feste Anzahl an Ausgaben die Woche / im Jahr. Es geht vielmehr um Einordnung, Klarheit, Ansinnen, Haltung und Qualität.

Auch gab es den Hinweis, dass es ja mit der monatlichen Unterstützung gerade darum ginge, gegen die zum Teil selbstausbeuterischen Strukturen in der Medienwelt ein Zeichen zu setzen. Zudem wurden wir ermutigt, noch klarer zu kommunizieren: konkret an den Tagen, an denen wir ausfallen – und generell mit Blick auf den Deal, den man mit uns beim Abschluss eines Abos eingeht.

Was wir draus machen:

  • Zunächst möchten wir uns für das phänomenale Feedback und das Verständnis bedanken! Unsere Community ist wirklich die Beste!
  • Wir haben die Anregung aufgenommen, unsere Auszeiten klarer zu kommunizieren – sowohl auf unserer Steady-Seite als auch im FAQ auf unserer Homepage finden sich nun Hinweise.
  • Wir werden auch künftig keine E-Mails verschicken, in denen wir schreiben, dass wir heute kein Briefing verschicken. Die meisten von euch bekommen schon genug inhaltsleere E-Mails, zudem handelt es sich ja hoffentlich um seltene Ausnahmen. In unserer Slack-Gruppe sagen wir aber auf jeden Fall Bescheid, wenn wir ausfallen sollten. Zudem gibt es eine neue Seite, auf der du schauen kannst, ob das Briefing ausfällt: socialmediawatchblog.de/kommt-heute-ein-briefing.
  • Last but not least werden wir auch im Rahmen des Social Media Watchblogs ganz regulär Urlaub nehmen und uns vom Dienst abmelden, wenn wir krank sind.

Be smart: Wenn ich als freier Journalist das Gefühl habe, dass ich einmal eine Auszeit brauche, dann pitche ich keine neuen Geschichten. Das Tolle daran: Ich bin dann raus, kann machen, was ich will, bin niemandem etwas schuldig. Das Blöde daran: Ich werde in dieser Zeit auch nicht bezahlt.

Bei der Creator Economy – und damit auch bei uns beim Social Media Watchblog – verhält es sich anders: Wenn wir ausfallen, dann werden wir trotzdem bezahlt. Quasi Arbeitnehmer-gleich. Dieses Privileg schätzen wir sehr. Gleichzeitig brauchen auch wir einmal einen Tag frei oder noch besser: Urlaub. Beides war seit Einführung der Paywall vor 2,5 Jahren nie richtig eingepreist. Jetzt ist uns aufgefallen, dass das kein langfristig tragbares Modell ist. Danke für euer Verständnis!

Dieser Text ist zuerst in Briefing #722 erschienen.

Stack ⚒️

Ich wurde die letzten Wochen immer wieder gefragt, ob wir künftig auch unseren Newsletter über Steady verschicken. Nein, das tun wir nicht. Ich möchte den Anlass nutzen, um einmal aufzuzeigen, mit welchen Tools wir uns organisieren, warum wir bei unserem Stack bleiben, Steady aber mit seinem neuen Angebot trotzdem eine wirklich spannende Bereicherung der europäischen Medienlandschaft darstellt.

Wir haben beim Social Media Watchblog über die Jahre viele verschiedene Tools ausprobiert. Am Ende hat sich aber an unserer Grundformation wenig verändert.

Sichten

Simon und ich nutzen beide einen Feedreader, um unsere wichtigsten Quellen im Blick zu behalten. Simon setzt dabei auf Inoreader, ich bin seit Jahren begeisterter Feedbin-User. Zudem nutzen wir beide Nuzzle, um die populärsten Artikel aus unseren Twitter-Bubbles zu sichten. Natürlich setzen wir auch auf Twitter selbst, um uns einen Überblick zu bestimmten Themen zu verschaffen. Hier bin ich vor allem großer Fan der Listen-Funktion. Last but not least haben wir natürlich selbst einen Haufen Newsletter abonniert.

Sortieren

Stories, News, Paper, Debatten und Videos, die wir für unsere Arbeit beim Social Media Watchblog für relevant halten, sammeln wir in einem gemeinsamen Pinboard. Via Feedbin kann ich alle spannenden Artikel direkt zu Pinboard schicken. Ziemlich easy. So halten wir uns stets auf dem Laufenden und wissen, welche Artikel der andere schon gelesen hat. Die Links werden von Pinboard dann automatisch an unseren Slack-Kanal Newsfeed weitergeleitet, damit unsere Leserïnnen ebenfalls sehen können, welche Artikel uns bei unserer Recherche begegnet sind. Auch landen die Links über eine Zapier-Integration bei Buffer, um sie von dort auf unserem Twitter-Kanal zu teilen. Ja, ich weiß, eine echte Social-Media-Strategie sieht anders aus. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Verdichten

Von Pinboard aus schnappen wir uns die Links, clustern sie nach Prüfung und Diskussion bei Slack oder am Telefon in einem gemeinsamen Notion-Doc. Leider ist Notion ziemlich langsam und Simon hätte es vermutlich gern, wenn wir zu Standard Notes wechseln, aber momentan fungiert Notion als meine zentrale Ideen- und Dokumentensammelstelle – da muss Simon dann durch… Bei Notion schreibe ich dann häufig schon die News vor, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dicht das Briefing bereits ist.

Schreiben

Das eigentliche Briefing schreibe ich dann aber mit Ulysses in Markdown. Simon schickt mir seine Parts ebenfalls als Markdown. So können wir unabhängig von irgendwelchen WYSIWYG-Editoren sicherstellen, dass unsere Formatierung einhaltlich ist. Die fertige Markdown-Datei kann ich dann bei Ulysses als HTML ausspielen. Die HTML-Blöcke wiederum kann ich dann bei Mailchimp und WordPress relativ schnell und ruckelfrei reinpasten. Voila – the Briefing looks shine and crisp.

Warum dieser ganze Heckmeck?

Der Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass wir eine einheitliche Optik herstellen können. Für unsere Leserïnnen ist es enorm wichtig, dass sich der Newsletter gleich anfühlt. Unsere Abonnentïnnen haben den Waschzettel studiert und wissen, wo sie was in unserem häufig 20k Zeichen umfassenden Briefings finden. Da ist ein konsistenter, uniquer Look elementar.

Der zweite Vorteil an unserem Setup besteht darin, dass wir unsere Briefings auf unserer eigenen Website spiegeln können. So haben wir einerseits ein Archiv, auf das sowohl wir als auch unsere Leserïnnen zugreifen können. Andererseits haben wir dadurch die Möglichkeit, via Google gefunden zu werden. Newsletter bei Substack und Co sind über Google kaum (nicht?) auffindbar.

Der dritte Vorteil ist, dass wir autark von den Ideen und Geschäftsvorstellungen der Plattformen sind. Klar, Steady ist ein wirklich toller Partner für uns, um Abos zu verkaufen. Ohne Steady gäbe es unser Watchblog womöglich gar nicht. Zudem sind wir mit den Machern gut bekannt. Aber am Ende ist Steady natürlich auch ein Dienstleister, der am Markt bestehen muss. Da ist nicht ausgeschlossen, dass unsere Interessen irgendwann einmal clashen. Eine eigene Website und das Verschicken über Mailchimp ermöglicht uns, wirklich 100 Prozent indie zu bleiben.

Der vierte Vorteil besteht darin, dass ein Programm wie Mailchimp viele Features mitbringt, die bei Steady aktuell noch fehlen und auch künftig womöglich zu viel des Guten wären. So ist es für uns zum Beispiel wichtig, bestimmte Gruppen unserer Leserschaft gezielt anzusprechen – etwa wegen der Teilnahme an einer Lecture oder für eine Umfrage. Speaking of which: Umfragen sind tatsächlich ein wichtiges Werkzeug für uns, um kontinuierlich Bedarfe abzufragen.

Well dann…

Die Einführung von redaktionellen Newslettern bei Steady ist eine tolle Bereicherung für den europäischen Medienmarkt. Wir wünschen allen Pilotïnnen viel Erfolg mit ihren neuen Projekten. Auch finde ich es klasse, dass wir mit Steady in Deutschland eine Plattform haben, die als Basis einer neuen aufregenden Creator Economy dienen kann. Was Newsletter angeht, bietet Steady nun vielen zudem einen Shortcut. Das ist super. Wir sind beim Social Media Watchblog einfach schon einen Schritt weiter. Wir würden ja auch nicht zu Substack (oder Facebook) wechseln. Wir sind aber definitiv super gespannt, welches Steady-Projekt sich wie entwickelt. Fingers crossed! Wir fiebern mit!

Quelle: Persönlicher Newsletter vom 18.3.2021

Nach oben scrollen
Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner