Tokio

Unser Social Media Watchblog zählt derzeit knapp 4500 zahlende Abonnentïnnen. Gut die Hälfte davon sind private Abos, die wir über Steady verkauft haben. Die anderen Subscriber stammen von institutionellen Kunden, die bei uns Team-Abos gebucht haben. Zu unseren „Firmenkunden“ zählen z.B. die Deutsche Welle, das ZDF, der NDR, Gruner+Jahr und viele weitere namhafte Häuser aus der deutschen Medienlandschaft. Seit einiger Zeit können wir mit unserem Newsletter aber auch immer stärker im politischen Betrieb Fuß fassen. Zwar steht es mir hier nicht zu, alle Häuser zu nennen. Sehr wohl mag ich aber kurz und knapp beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn dein Newsletter auf einmal an E-Mail-Adressen aus London, Wien, Mumbai und Tokio geschickt wird: völlig irre! 💛🙏🏻☺️

Stack ⚒️

Ich wurde die letzten Wochen immer wieder gefragt, ob wir künftig auch unseren Newsletter über Steady verschicken. Nein, das tun wir nicht. Ich möchte den Anlass nutzen, um einmal aufzuzeigen, mit welchen Tools wir uns organisieren, warum wir bei unserem Stack bleiben, Steady aber mit seinem neuen Angebot trotzdem eine wirklich spannende Bereicherung der europäischen Medienlandschaft darstellt.

Wir haben beim Social Media Watchblog über die Jahre viele verschiedene Tools ausprobiert. Am Ende hat sich aber an unserer Grundformation wenig verändert.

Sichten

Simon und ich nutzen beide einen Feedreader, um unsere wichtigsten Quellen im Blick zu behalten. Simon setzt dabei auf Inoreader, ich bin seit Jahren begeisterter Feedbin-User. Zudem nutzen wir beide Nuzzle, um die populärsten Artikel aus unseren Twitter-Bubbles zu sichten. Natürlich setzen wir auch auf Twitter selbst, um uns einen Überblick zu bestimmten Themen zu verschaffen. Hier bin ich vor allem großer Fan der Listen-Funktion. Last but not least haben wir natürlich selbst einen Haufen Newsletter abonniert.

Sortieren

Stories, News, Paper, Debatten und Videos, die wir für unsere Arbeit beim Social Media Watchblog für relevant halten, sammeln wir in einem gemeinsamen Pinboard. Via Feedbin kann ich alle spannenden Artikel direkt zu Pinboard schicken. Ziemlich easy. So halten wir uns stets auf dem Laufenden und wissen, welche Artikel der andere schon gelesen hat. Die Links werden von Pinboard dann automatisch an unseren Slack-Kanal Newsfeed weitergeleitet, damit unsere Leserïnnen ebenfalls sehen können, welche Artikel uns bei unserer Recherche begegnet sind. Auch landen die Links über eine Zapier-Integration bei Buffer, um sie von dort auf unserem Twitter-Kanal zu teilen. Ja, ich weiß, eine echte Social-Media-Strategie sieht anders aus. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Verdichten

Von Pinboard aus schnappen wir uns die Links, clustern sie nach Prüfung und Diskussion bei Slack oder am Telefon in einem gemeinsamen Notion-Doc. Leider ist Notion ziemlich langsam und Simon hätte es vermutlich gern, wenn wir zu Standard Notes wechseln, aber momentan fungiert Notion als meine zentrale Ideen- und Dokumentensammelstelle – da muss Simon dann durch… Bei Notion schreibe ich dann häufig schon die News vor, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dicht das Briefing bereits ist.

Schreiben

Das eigentliche Briefing schreibe ich dann aber mit Ulysses in Markdown. Simon schickt mir seine Parts ebenfalls als Markdown. So können wir unabhängig von irgendwelchen WYSIWYG-Editoren sicherstellen, dass unsere Formatierung einhaltlich ist. Die fertige Markdown-Datei kann ich dann bei Ulysses als HTML ausspielen. Die HTML-Blöcke wiederum kann ich dann bei Mailchimp und WordPress relativ schnell und ruckelfrei reinpasten. Voila – the Briefing looks shine and crisp.

Warum dieser ganze Heckmeck?

Der Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass wir eine einheitliche Optik herstellen können. Für unsere Leserïnnen ist es enorm wichtig, dass sich der Newsletter gleich anfühlt. Unsere Abonnentïnnen haben den Waschzettel studiert und wissen, wo sie was in unserem häufig 20k Zeichen umfassenden Briefings finden. Da ist ein konsistenter, uniquer Look elementar.

Der zweite Vorteil an unserem Setup besteht darin, dass wir unsere Briefings auf unserer eigenen Website spiegeln können. So haben wir einerseits ein Archiv, auf das sowohl wir als auch unsere Leserïnnen zugreifen können. Andererseits haben wir dadurch die Möglichkeit, via Google gefunden zu werden. Newsletter bei Substack und Co sind über Google kaum (nicht?) auffindbar.

Der dritte Vorteil ist, dass wir autark von den Ideen und Geschäftsvorstellungen der Plattformen sind. Klar, Steady ist ein wirklich toller Partner für uns, um Abos zu verkaufen. Ohne Steady gäbe es unser Watchblog womöglich gar nicht. Zudem sind wir mit den Machern gut bekannt. Aber am Ende ist Steady natürlich auch ein Dienstleister, der am Markt bestehen muss. Da ist nicht ausgeschlossen, dass unsere Interessen irgendwann einmal clashen. Eine eigene Website und das Verschicken über Mailchimp ermöglicht uns, wirklich 100 Prozent indie zu bleiben.

Der vierte Vorteil besteht darin, dass ein Programm wie Mailchimp viele Features mitbringt, die bei Steady aktuell noch fehlen und auch künftig womöglich zu viel des Guten wären. So ist es für uns zum Beispiel wichtig, bestimmte Gruppen unserer Leserschaft gezielt anzusprechen – etwa wegen der Teilnahme an einer Lecture oder für eine Umfrage. Speaking of which: Umfragen sind tatsächlich ein wichtiges Werkzeug für uns, um kontinuierlich Bedarfe abzufragen.

Well dann…

Die Einführung von redaktionellen Newslettern bei Steady ist eine tolle Bereicherung für den europäischen Medienmarkt. Wir wünschen allen Pilotïnnen viel Erfolg mit ihren neuen Projekten. Auch finde ich es klasse, dass wir mit Steady in Deutschland eine Plattform haben, die als Basis einer neuen aufregenden Creator Economy dienen kann. Was Newsletter angeht, bietet Steady nun vielen zudem einen Shortcut. Das ist super. Wir sind beim Social Media Watchblog einfach schon einen Schritt weiter. Wir würden ja auch nicht zu Substack (oder Facebook) wechseln. Wir sind aber definitiv super gespannt, welches Steady-Projekt sich wie entwickelt. Fingers crossed! Wir fiebern mit!

Quelle: Persönlicher Newsletter vom 18.3.2021

Digitaler Garten 🪴

Am 12.10.2017 habe ich dir eine Email mit dem Titel „Goodbye Attention Economy“ geschrieben. Der Text liest sich heute wie ein Mission Statement für die Zeit, die folgen sollte. Und was soll ich sagen: der Text ist ziemlich gut gealtert.

Meine These, „dass wir künftig nur noch extrem große (internationale) Player und Abertausende super spezielle Nischenangebote im Web haben werden“, wird jeden Tag greifbarer.

Traditionelle Häuser wie die New York Times diversifizieren ihre Angebote immer stärker. Die Passion / Creator Economy sorgt dafür, dass immer mehr Nischenangebote verfügbar sind.
Auch die Idee, am „Social Media Watchblog (zu) schrauben und mehr darüber (zu) lernen, was es braucht, einen Service anzubieten, der unabhängig von den Interessen und Geldern Werbetreibender funktionieren kann“, hat sich als absolut richtig erwiesen.

Das Social Media Watchblog gilt heute als Vorzeigeprojekt, wenn es um den Newsletter-Hype geht. Unglaublich.

Dieser Text soll aber kein Bauchpinselkurs in eigener Sache werden. Vielmehr möchte ich dir ein Angebot machen.

Als ich 2012/2013 meinen persönlichen Newsletter startete, hatte das Ding nicht nur ein anderes Design 🙈 und die Welt noch kein TikTok. Die Intention, den Newsletter zu schreiben, war auch eine andere.

Es ging nicht darum, zu einer Marke zu werden. Das haben wir dann irgendwann alle daraus gemacht.

Es ging darum, andere am eigenen Wissen teilhaben zu lassen. Dass ich vom Newsletter schreiben / Bloggen irgendwann einmal leben könnte, war überhaupt nicht denkbar.

Gern möchte ich den Faden wieder aufnehmen und wieder regelmäßiger laut nachdenken. Dabei wird es viel um Medien gehen. Allen voran um die Erfahrungen, die ich als Indie-Publisher mache.

Dieser Newsletter wird aber kein redaktionelles Angebot zu einem ganz bestimmten Nischenthema. Dieser Newsletter ist eher ein Gesprächsangebot.

Es geht darum, wieder mehr zu bloggen, unfertige Gedanken zu teilen, Feedback für Ideen einzuholen, zu inspirieren, andere an Learnings teilhaben zu lassen…

Kollege Johannes Klingebiel brachte mich auf die Idee, den eigenen digitalen Garten wieder mehr zu kultivieren. Ein wunderbares Bild.

Wenn du magst, schicke ich dir also fortan wieder regelmäßiger eine persönliche Mail. Wenn nicht, dann kannst du dich gern aus dieser Liste austragen. Überhaupt kein Problem.

Merci, M ✌🏻

Quelle: Persönlicher Newsletter vom 17.3.2021