Februar 28, 2020
Wir schreiben das Jahr 2020. Die 90er sind jetzt genauso weit weg wie das Jahr 2050. Beides fühlt sich strange an. Dieses Blog neu aufzusetzen, hingegen überhaupt nicht. Klar, ich könnte auch auf Insta Stories teilen, auf Twitter ranten, auf LinkedIn performen, bei TikTok tanzen, für YouTube Reaction-Videos drehen. Mache ich auch alles irgendwie. Aber dieses Blog ist mein Hafen. Mein Hoheitsgebiet. Hier kann ich nachdenken. In Ruhe. Ohne mich um die Spielregeln und Dynamiken der Plattformen zu scheren.
2008 hatte ich mit dem Bloggen begonnen. Zunächst ging es um Musik. Um Dubstep und Reggae, um genau zu sein. Erste Freundschaften in die Blogger-Szene wurden geknüpft – etwa zu Peter und Nilo, zu Johannes oder auch zu Rene und Ronny. Später machte ich dann aus martone 120sekunden – es ging jetzt mehr um Netzkultur und Journalismus. Wieder ein paar Jahre später wechselte ich ins Team Blogrebellen – Pläne für die Welteroberung wurden geschmiedet. Doch mit zunehmender Professionalisierung meinerseits – mittlerweile als Volontär beim ZDF unter Vertrag – verschob sich abermals der Fokus: das Social Media Watchblog wurde geboren.
2010 wurde mir bewusst, dass soziale Medien zu einem elementaren Bestandteil des Mediensystems werden würden – sowohl hinsichtlich der Verbreitungsmöglichkeiten für Medienschaffende als auch mit Blick auf reguläre Nutzer, die über Facebook, Twitter und Co die Option bekamen, sich publizistisch auszutoben.
Um der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der sozialen Medien – und insbesondere der Firmen, die dahinter stecken – mehr Beachtung zu schenken, trat ich an meine Schweizer Twitter-Bekanntschaft Konrad Weber mit der Idee heran, ein eigenes Blog zu gründen.
Zunächst hatten Konrad und ich noch davon geträumt, eine Website aufzubauen, die als eine Art Wiki für all die Themen rund um Social Media fungieren sollte – eine Anlaufstelle für Bürger und Medienmacher gleichermaßen. Recht schnell stellten wir jedoch fest, dass wir neben unserer eigenen Arbeit beim ZDF, respektive dem SRF, nicht genug Zeit haben würden, eine derart aufwändige Plattform aufzubauen.
In der Folge beschlossen wir, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: einen kuratierten Überblick über die wichtigsten News und Debatten rund um Social Media – gern angereichert mit eigenen Ideen und Meinungen: das Briefing.
Durch die rasant wachsende Bedeutung von Social-Media-Plattformen für Akteure aus den Bereichen Medien, Politik und Wirtschaft wurde unser Newsletter unter Kollegen gern und oft weiterempfohlen: über 6000 Menschen haben unseren Newsletter in all den Jahren ausprobiert, ohne dass wir einmal dafür im eigentlichen Sinne Werbung gemacht hätten.
Heute – nach Stationen beim ZDF (Frontal 21, heute.de) und SPIEGEL (bento) – lebe ich vom Bloggen – genauer gesagt davon, dass ich zusammen mit meinem Kompagnon Simon Hurtz zweimal die Woche einen Newsletter an rund 3000 zahlende Abonnentïnnen verschicke: Steady und Firmenkunden sei Dank.
Soweit, so wunderbar. Doch die Sache hat einen Haken. Die Professionalisierung meiner Blogger-Leidenschaft hat mich auch ein Stück weit vom eigentlichen Kern des Bloggens abgebracht: der ungezwungenen Dokumentation von Alltagsbeobachtungen, nicht unbedingt zu Ende gedachten Gedanken, mal eben aus der Hüfte geschossenen Fotos, Artikel- und Buchempfehlungen, Mixtapes, spannenden Dokus, interessanten Tools, und, und, und.
Die Neuauflage meines Blog soll genau dafür der Ort sein. Denn auch wenn all die eben aufgezählten Bedürfnisse via Twitter, Facebook, Insta und Co befriedigt werden könnten, dort natürlich auch viel unmittelbarer ein Publikum gefunden werden kann, gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als eine selbstgebaute, individuelle Publikation sein eigen nennen zu dürfen. Das primäre Ziel dieses Blogs ist also eine Wirkung nach innen. Sollte hier jemand trotzdem spannende Inhalte für sich entdecken, freut mich das natürlich. Aber grundsätzlich ist das hier eine Performance-befreite Zone.
Yes I ✊🏻