Fernsehen
Einfach eine Stunde mit Berta im Grünen stehen und in die Ferne gucken.
Einfach eine Stunde mit Berta im Grünen stehen und in die Ferne gucken.
Newton’s Third Law of Motion states that for every action, there’s an equal and opposite reaction. Twitter’s First Law of Tweeting states that for every tweet there’s an unequal and opposite overreaction.
Vor rund zweieinhalb Jahren hatte ich mich dazu entschieden, das Social Media Watchblog in ein Paid-Angebot zu überführen. Durch viel Fleiß und einige glückliche Umstände ist aus dem ambitionierten Hobbyprojekt von damals nicht nur ein regulärer (selbst ausgedachter) Job geworden. Heute sitze ich hier und benote Bewerbungen (Teil-Aufgabe: Newsletter erspinnen) für eine der renommiertesten Journalistenschulen in Deutschland. What a journey. ☺️🙏🏻💛
So lange habe ich darauf gewartet, dass die Inzidenz endlich wieder bei Null in Göttingen liegt. Heute war es dann so weit. Dass ich dann auch noch genau jetzt doppelt geimpft bin und die Temperaturen bei 32 Grad liegen, ist der Hammer.
Was ist: Medien und Silicon Valley lieben die Creator Economy. Auch wir haben beim Social Media Watchblog vielfach über dieses neue Berufsfeld geschrieben, etwa hier und hier. Mehr noch: Wir sind Teil dieser Entwicklung. Ohne Plattformen wie Mailchimp, Twitter, Slack und Steady gäbe es das Social Media Watchblog nicht. Vor 13 Jahren formulierte Kevin Kelly eine scheinbar utopische Idee: „1000 true fans“ dazu bringen, monatlich für die eigene Arbeit zu bezahlen – und davon leben, selbstbestimmt und unabhängig. Dieser Traum ist für uns Realität geworden. Allerdings haben wir dabei eine Sache vergessen: Was ist, wenn wir einmal nicht liefern können?
Warum ist das interessant? Die Creator Economy fußt auf der Vorstellung, dass Leserïnnen, Hörerïnnen, Zuschauerïnnen, Supporter, Fans, Freunde, (…) ein Projekt so gut finden, dass sie nicht nur einmalig, sondern monatlich oder jährlich dafür zahlen. Bei einigen Projekten ist die finanzielle Zuwendung der Supporter wirklich eher als eine Art dauerhaftes Crowdfunding gedacht, ohne klar definierte Gegenleistung.
Bei uns verhält sich das anders. Zum einen verkaufen wir ein klar definiertes Produkt: Zweimal pro Woche verschicken wir einen Newsletter und ordnen die wichtigsten News und Debatten ein. Zum anderen haben wir nicht nur Supporter, die uns über Steady unterstützen, sondern auch institutionelle Kunden wie etwa das Auswärtige Amt oder die Deutsche Welle. Wir verkaufen nicht nur ein Gefühl, sondern Abos.
Wir fühlen daher eine große Verpflichtung, liefern zu müssen. Das ist aber nicht immer möglich. Etwa weil einer von uns krank ist, sich um Partnerin oder Familie kümmern muss oder es unvorhersehbare Betreuungsengpässe gibt – Corona lässt grüßen. Oder weil man schlichtweg mal ein paar Tage Auszeit braucht (andere nennen es Urlaub).
Da wir das Ding hier aber nun einmal zu zweit rocken, kann in solchen Fällen keine Kollegïn übernehmen. Die Folge: Hier und da ein bisschen Selbstausbeutung, #nichtnichtmüde und immer mal wieder das Gefühl, diesen Newsletter irgendwann einfach nur noch gegen die Wand schmeißen zu wollen.
Schließlich passiert im Hintergrund jede Menge, von dem die meisten gar nichts mitbekommen: Abonnentïnnen wollen betreut werden, Mailchimp und WordPress machen mal wieder Probleme, institutionelle Kunden haben wichtige Anliegen. Das Watchblog ist viel mehr als das Briefing, und das kann manchmal grenzwertig anstrengend sein.
Was also tun? Das Social Media Watchblog wäre nichts ohne die großartige Community, die sich um das Projekt versammelt hat. Seit der Gründung vor acht Jahren haben wir stets den Austausch mit unseren Leserïnnen gesucht. Auch diesmal sind wir – als klar war, dass der Newsletter Anfang Mai zwei Wochen pausieren wird – mit vielen von euch via Slack ins Gespräch gekommen. Die Diskussion lässt sich für Abonnentïnnen hier nachlesen.
Wir haben gefragt, wie wir mit kurzfristigen Ausfällen und dem generellen Bedürfnis nach Pause umgehen sollten. Eure Rückmeldungen waren eindeutig: Es geht beim Social Media Watchblog weniger um eine feste Anzahl an Ausgaben die Woche / im Jahr. Es geht vielmehr um Einordnung, Klarheit, Ansinnen, Haltung und Qualität.
Auch gab es den Hinweis, dass es ja mit der monatlichen Unterstützung gerade darum ginge, gegen die zum Teil selbstausbeuterischen Strukturen in der Medienwelt ein Zeichen zu setzen. Zudem wurden wir ermutigt, noch klarer zu kommunizieren: konkret an den Tagen, an denen wir ausfallen – und generell mit Blick auf den Deal, den man mit uns beim Abschluss eines Abos eingeht.
Was wir draus machen:
Be smart: Wenn ich als freier Journalist das Gefühl habe, dass ich einmal eine Auszeit brauche, dann pitche ich keine neuen Geschichten. Das Tolle daran: Ich bin dann raus, kann machen, was ich will, bin niemandem etwas schuldig. Das Blöde daran: Ich werde in dieser Zeit auch nicht bezahlt.
Bei der Creator Economy – und damit auch bei uns beim Social Media Watchblog – verhält es sich anders: Wenn wir ausfallen, dann werden wir trotzdem bezahlt. Quasi Arbeitnehmer-gleich. Dieses Privileg schätzen wir sehr. Gleichzeitig brauchen auch wir einmal einen Tag frei oder noch besser: Urlaub. Beides war seit Einführung der Paywall vor 2,5 Jahren nie richtig eingepreist. Jetzt ist uns aufgefallen, dass das kein langfristig tragbares Modell ist. Danke für euer Verständnis!
Dieser Text ist zuerst in Briefing #722 erschienen.
Ich wurde die letzten Wochen immer wieder gefragt, ob wir künftig auch unseren Newsletter über Steady verschicken. Nein, das tun wir nicht. Ich möchte den Anlass nutzen, um einmal aufzuzeigen, mit welchen Tools wir uns organisieren, warum wir bei unserem Stack bleiben, Steady aber mit seinem neuen Angebot trotzdem eine wirklich spannende Bereicherung der europäischen Medienlandschaft darstellt.
Wir haben beim Social Media Watchblog über die Jahre viele verschiedene Tools ausprobiert. Am Ende hat sich aber an unserer Grundformation wenig verändert.
Simon und ich nutzen beide einen Feedreader, um unsere wichtigsten Quellen im Blick zu behalten. Simon setzt dabei auf Inoreader, ich bin seit Jahren begeisterter Feedbin-User. Zudem nutzen wir beide Nuzzle, um die populärsten Artikel aus unseren Twitter-Bubbles zu sichten. Natürlich setzen wir auch auf Twitter selbst, um uns einen Überblick zu bestimmten Themen zu verschaffen. Hier bin ich vor allem großer Fan der Listen-Funktion. Last but not least haben wir natürlich selbst einen Haufen Newsletter abonniert.
Stories, News, Paper, Debatten und Videos, die wir für unsere Arbeit beim Social Media Watchblog für relevant halten, sammeln wir in einem gemeinsamen Pinboard. Via Feedbin kann ich alle spannenden Artikel direkt zu Pinboard schicken. Ziemlich easy. So halten wir uns stets auf dem Laufenden und wissen, welche Artikel der andere schon gelesen hat. Die Links werden von Pinboard dann automatisch an unseren Slack-Kanal Newsfeed weitergeleitet, damit unsere Leserïnnen ebenfalls sehen können, welche Artikel uns bei unserer Recherche begegnet sind. Auch landen die Links über eine Zapier-Integration bei Buffer, um sie von dort auf unserem Twitter-Kanal zu teilen. Ja, ich weiß, eine echte Social-Media-Strategie sieht anders aus. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
Von Pinboard aus schnappen wir uns die Links, clustern sie nach Prüfung und Diskussion bei Slack oder am Telefon in einem gemeinsamen Notion-Doc. Leider ist Notion ziemlich langsam und Simon hätte es vermutlich gern, wenn wir zu Standard Notes wechseln, aber momentan fungiert Notion als meine zentrale Ideen- und Dokumentensammelstelle – da muss Simon dann durch… Bei Notion schreibe ich dann häufig schon die News vor, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dicht das Briefing bereits ist.
Das eigentliche Briefing schreibe ich dann aber mit Ulysses in Markdown. Simon schickt mir seine Parts ebenfalls als Markdown. So können wir unabhängig von irgendwelchen WYSIWYG-Editoren sicherstellen, dass unsere Formatierung einhaltlich ist. Die fertige Markdown-Datei kann ich dann bei Ulysses als HTML ausspielen. Die HTML-Blöcke wiederum kann ich dann bei Mailchimp und WordPress relativ schnell und ruckelfrei reinpasten. Voila – the Briefing looks shine and crisp.
Der Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass wir eine einheitliche Optik herstellen können. Für unsere Leserïnnen ist es enorm wichtig, dass sich der Newsletter gleich anfühlt. Unsere Abonnentïnnen haben den Waschzettel studiert und wissen, wo sie was in unserem häufig 20k Zeichen umfassenden Briefings finden. Da ist ein konsistenter, uniquer Look elementar.
Der zweite Vorteil an unserem Setup besteht darin, dass wir unsere Briefings auf unserer eigenen Website spiegeln können. So haben wir einerseits ein Archiv, auf das sowohl wir als auch unsere Leserïnnen zugreifen können. Andererseits haben wir dadurch die Möglichkeit, via Google gefunden zu werden. Newsletter bei Substack und Co sind über Google kaum (nicht?) auffindbar.
Der dritte Vorteil ist, dass wir autark von den Ideen und Geschäftsvorstellungen der Plattformen sind. Klar, Steady ist ein wirklich toller Partner für uns, um Abos zu verkaufen. Ohne Steady gäbe es unser Watchblog womöglich gar nicht. Zudem sind wir mit den Machern gut bekannt. Aber am Ende ist Steady natürlich auch ein Dienstleister, der am Markt bestehen muss. Da ist nicht ausgeschlossen, dass unsere Interessen irgendwann einmal clashen. Eine eigene Website und das Verschicken über Mailchimp ermöglicht uns, wirklich 100 Prozent indie zu bleiben.
Der vierte Vorteil besteht darin, dass ein Programm wie Mailchimp viele Features mitbringt, die bei Steady aktuell noch fehlen und auch künftig womöglich zu viel des Guten wären. So ist es für uns zum Beispiel wichtig, bestimmte Gruppen unserer Leserschaft gezielt anzusprechen – etwa wegen der Teilnahme an einer Lecture oder für eine Umfrage. Speaking of which: Umfragen sind tatsächlich ein wichtiges Werkzeug für uns, um kontinuierlich Bedarfe abzufragen.
Die Einführung von redaktionellen Newslettern bei Steady ist eine tolle Bereicherung für den europäischen Medienmarkt. Wir wünschen allen Pilotïnnen viel Erfolg mit ihren neuen Projekten. Auch finde ich es klasse, dass wir mit Steady in Deutschland eine Plattform haben, die als Basis einer neuen aufregenden Creator Economy dienen kann. Was Newsletter angeht, bietet Steady nun vielen zudem einen Shortcut. Das ist super. Wir sind beim Social Media Watchblog einfach schon einen Schritt weiter. Wir würden ja auch nicht zu Substack (oder Facebook) wechseln. Wir sind aber definitiv super gespannt, welches Steady-Projekt sich wie entwickelt. Fingers crossed! Wir fiebern mit!
Am 12.10.2017 habe ich dir eine Email mit dem Titel „Goodbye Attention Economy“ geschrieben. Der Text liest sich heute wie ein Mission Statement für die Zeit, die folgen sollte. Und was soll ich sagen: der Text ist ziemlich gut gealtert.
Meine These, „dass wir künftig nur noch extrem große (internationale) Player und Abertausende super spezielle Nischenangebote im Web haben werden“, wird jeden Tag greifbarer.
Traditionelle Häuser wie die New York Times diversifizieren ihre Angebote immer stärker. Die Passion / Creator Economy sorgt dafür, dass immer mehr Nischenangebote verfügbar sind.
Auch die Idee, am „Social Media Watchblog (zu) schrauben und mehr darüber (zu) lernen, was es braucht, einen Service anzubieten, der unabhängig von den Interessen und Geldern Werbetreibender funktionieren kann“, hat sich als absolut richtig erwiesen.
Das Social Media Watchblog gilt heute als Vorzeigeprojekt, wenn es um den Newsletter-Hype geht. Unglaublich.
Dieser Text soll aber kein Bauchpinselkurs in eigener Sache werden. Vielmehr möchte ich dir ein Angebot machen.
Als ich 2012/2013 meinen persönlichen Newsletter startete, hatte das Ding nicht nur ein anderes Design 🙈 und die Welt noch kein TikTok. Die Intention, den Newsletter zu schreiben, war auch eine andere.
Es ging nicht darum, zu einer Marke zu werden. Das haben wir dann irgendwann alle daraus gemacht.
Es ging darum, andere am eigenen Wissen teilhaben zu lassen. Dass ich vom Newsletter schreiben / Bloggen irgendwann einmal leben könnte, war überhaupt nicht denkbar.
Gern möchte ich den Faden wieder aufnehmen und wieder regelmäßiger laut nachdenken. Dabei wird es viel um Medien gehen. Allen voran um die Erfahrungen, die ich als Indie-Publisher mache.
Dieser Newsletter wird aber kein redaktionelles Angebot zu einem ganz bestimmten Nischenthema. Dieser Newsletter ist eher ein Gesprächsangebot.
Es geht darum, wieder mehr zu bloggen, unfertige Gedanken zu teilen, Feedback für Ideen einzuholen, zu inspirieren, andere an Learnings teilhaben zu lassen…
Kollege Johannes Klingebiel brachte mich auf die Idee, den eigenen digitalen Garten wieder mehr zu kultivieren. Ein wunderbares Bild.
Wenn du magst, schicke ich dir also fortan wieder regelmäßiger eine persönliche Mail. Wenn nicht, dann kannst du dich gern aus dieser Liste austragen. Überhaupt kein Problem.
Merci, M ✌🏻
Ich wüsste gar nicht mehr, was ich ohne Bandcamp machen würde. Ehrlich. Ich hatte die Seite zwar schon seit Jahren auf dem Zettel. Aber erst vor ein, zwei Jahren habe ich wirklich damit angefangen, Bandcamp auch zu nutzen. Nicht nur, um mir bereits bekannte Tracks oder Alben zu kaufen. Sondern vor allem auch, um neue Musik zu entdecken. Die Daily und Weekly Digests, die Radioshows, die Listen – Bandcamp macht einfach einen verdammt guten Job, dass Musik und Künstlerïnnen auch gefunden werden. Bei Spotify hat man immer das Gefühl, hauptsache du hörst nicht auf Mukke zu hören. Bei Soundcloud gibt es zwar unfassbar viel gutes Zeug, die Discovery lässt aber echt zu wünschen übrig. Bandcamp aber schafft es, mir kontinuierlich neue Musik (-genres) aufzuzeigen. Krass, was die mittlerweile an redaktioneller Power auffahren. Musik-Blogs in allen Ehren – ich werde euch immer lieben! – aber Bandcamp macht einfach wirklich einen verdammt guten Job.
I’m calculating how much money Twitter has made off of the endless stupid tweets I’ve posted and it’s making me depressed.
Subs? Stacked | Mike Isaac, Substack