Bernd Ulrich bringt in einem Artikel für die Zeit auf den Punkt, was ich schon lange denke: Die Welt wird nie wieder so, wie sie einmal war. Auch wenn das CDU, CSU, FDP und auch weite Teile der SPD suggerieren. Wir stehen vor fundamentalen Herausforderungen. Der Westen verliert an Einfluss. Alleine dadurch werden die Handlungsspielräume schon deutlich enger. Dazu kommt der menschengemachte Klimawandel, dessen Folgen wir nun alle spüren können, und der uns noch engere Spielräume diktiert.
Über Jahrzehnte hinweg konnte die Politik die Folgen ihres Tuns in die Zukunft verschieben und damit die Art, wie wir und unsere Eltern gelebt haben, ja wie wir dachten, wie Deutschland nun einmal sei, überhaupt erst erschaffen. Jetzt aber ist die Zeit gekommen für den Eintritt in die Welt der Nebenfolgenverantwortung.
Mit all diesen epochalen Veränderungen werden die Menschen von den demokratischen Parteien weitgehend alleingelassen. Stattdessen erwecken sie den Eindruck, die Sache lasse sich mit ein paar mehr Panzern, Schulden, Windrädern oder neuen Autobahnen wieder regeln. Immer weniger glauben das.
Viele Menschen glauben stattdessen, dass sie in den kommenden zwanzig Jahren sehr anders werden leben müssen als in den vergangenen vierzig. Und damit haben sie recht. Dieses "anders" muss nicht zwangsläufig schlechter sein. Aber damit die Welt der Nebenfolgen, des relativierten Westens und des grundlegend neu zu definierenden Fortschritts gut werden kann, müsste erst mal eine große Debatte darüber beginnen. Und damit die beginnen kann, müssten die staatstragenden Parteien sich ehrlich machen und zugeben, dass es ohne wesentliche Beiträge der Leute, ohne grundlegende Veränderungen unserer Lebensweise und Denkart kaum noch politische Lösungen gibt.
Erst wenn die Beiträge der Menschen zur Transformation und zu neuer Verantwortung ehrlich diskutiert werden, kann man den Schwächeren in der Gesellschaft auch glaubhaft machen, dass nicht sie gemeint sind, wenn es um Verzicht geht. Stattdessen aber leugnen die alten Parteien die reale Lage und verhängen obendrein Visionsverbote.